Das Täuferreich von Münster - Glaubensgrenzen und die Grenzen politischer Ordnung im 16. Jahrhundert
Liv Füller, Luisa Hendricks, Fanny Rischke, Annemieke Taute
Der Beitrag setzt sich mit der Täuferbewegung in Münster im Kontext der Reformation auseinander. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war ein Leben ohne Gott für die meisten Menschen undenkbar, Religionsfreiheit existierte nicht, und die katholische Kirche galt als Schutzinstanz und Vermittler der Gottesnähe. Dennoch waren die Lebensbedingungen vieler Menschen schlecht, und die kirchliche Präsenz wurde als unzureichend wahrgenommen. 1525 entstand eine religiöse Gruppe, die sich von der offiziellen Kirche abspaltete. Die sogenannten Wiedertäufer lehnten die Kindstaufe ab, da sie der Ansicht waren, dass die Taufe eine freie Entscheidung des Einzelnen sein müsse. Im Verlauf der Bewegung schlossen sich immer mehr Menschen an. In Münster übernahmen die Täufer unter der Führung von Johann Matthys, Jan van Leiden sowie Bernd Knipperdolling und Bernd Kibbenbrock, die auch als Bürgermeister gewählt wurden, die Kontrolle über die Stadt. Matthys verkündete die Vision eines „neuen Jerusalems“ in Münster. Die Machtübernahme erfolgte in drei Phasen: zunächst die Verbreitung täuferischer Ideen, anschließend der Beginn der Taufen und schließlich die Übernahme zentraler Positionen sowie die Vertreibung von Andersgläubigen. Unter der Herrschaft der Täufer kam es zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen. Taufverweigerer wurden aus der Stadt vertrieben, kirchliche Bilder zerstört und Bücher verbrannt. Die Bewegung wurde als radikal eingestuft und als Bedrohung wahrgenommen. Schließlich reagierte der Fürstbischof Franz von Waldeck militärisch. Seine Truppen drangen in Münster ein, es kam zu Kämpfen, und die männlichen Täufer wurden getötet. Frauen wurden teilweise hingerichtet oder aus der Stadt verwiesen. Die drei führenden Täufer wurden öffentlich gefoltert und hingerichtet. Ihre Leichen wurden in Käfigen an der Lambertikirche ausgestellt, um abschreckend zu wirken.