Umsiedlung und Vertreibung einer Buchenlanddeutschen
Ina Lube, Pauline Ummen
Der Beitrag schildert die Lebensgeschichte von Agnes Blass, geborene Grossmann, die 1932 in Czernowitz in der Bukowina geboren wurde und als Angehörige der deutschsprachigen Minderheit den Zweiten Weltkrieg sowie die Folgen der Umsiedlung erlebte. Nach der sowjetischen Besetzung 1940 herrschten Unsicherheit, Verhaftungen und Versorgungsengpässe, bis ihre Familie im Rahmen des Umsiedlungsabkommens zwischen Hitler und Stalin „heim ins Reich“ gebracht wurde. Mit nur wenig Gepäck gelangte sie zunächst in Lager, wo die Menschen registriert und nach rassischen Kriterien beurteilt wurden, bevor ihre Familie 1942 in Kalisz angesiedelt wurde. Dort bestimmten Krieg, Luftangriffe und die heranrückende Front das Leben, bis 1945 die Sowjets die Stadt erreichten, der Vater verhaftet wurde und die Mutter schwer erkrankte, sodass Agnes vorübergehend die Verantwortung für die Geschwister übernehmen musste. Die Familie floh nach Rügen und kam schließlich nach Bitterfeld, wo sie vier Jahre blieb, Agnes die Schule besuchte, eine Lehre machte und Arbeit fand, sich jedoch nie ganz akzeptiert fühlte. Mit der Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland, wo sie Arbeit fand und ihren späteren Ehemann kennenlernte, gelang ihr schließlich ein Neuanfang.