Drensteinfurt: Eine in „diesseits und jenseits der Bahn“ geteilte Stadt im Münsterland. Woher hat dies seinen Ursprung?
Jonte Kawaters
Der Beitrag untersucht die Entstehung einer bis heute bestehenden Grenze innerhalb der Stadt Drensteinfurt. Ausgangspunkt ist die Bahnstrecke Münster–Hamm, die seit ihrer Eröffnung im Jahr 1848 den Ort in einen „alten“ östlichen und einen „neuen“ westlichen Teil teilt. Die Arbeit verfolgt die Entwicklung dieser Trennung vom Bau der Eisenbahn über die Zerstörungen der Stadt im Zweiten Weltkrieg bis hin zur Nachkriegszeit. Besonderes Augenmerk gilt dem starken Zuzug von Geflüchteten und Vertriebenen nach 1945. Die neu entstehenden Siedlungen, insbesondere Ossenbeck, lagen westlich der Bahnlinie. Die Bahnlinie wirkte so nicht nur als infrastrukturelle, sondern auch als soziale Grenze: Alteingesessene Bewohner*innen unterschieden sich in ihrem Selbstverständnis von den Zugezogenen. Gleichwohl hätten gemeinschaftliche Aktivitäten, etwa in Vereinen oder Siedlergemeinschaften, zur schrittweisen Harmonisierung beigetragen. Mit dem Bau neuer Verkehrswege wie der Umgehungsstraße 1988 verlor die Bahnlinie an trennender Wirkung, dennoch bleibt die sprachliche Unterscheidung im Alltagsgebrauch lebendig. Das Fazit enthält eine eigene kritische Bewertung der Baupolitik und mangelnden Integration der Neubürger*innen in der Nachkriegszeit. Analysen von Archivquellen (z. B. von Ratsprotokollen) sowie Zeitzeugeninterviews werden ergänzt durch den Einbezug von Bildquellen sowie Karten.