Abgrenzung von der Entgrenzung: Die Zwangspensionierung der Lehrerin Christine Schumann und ihr Widerstand im Kontext der gleichgeschalteten Annette-Schule während der NS-Zeit
Minna Menninghaus
Im ersten Teil des Beitrags wird die Geschichte der Lehrerin Christine Schumann, welche im zwischen 1910 und 1938 an der Annette-Schule (heutige Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium) tätig war und wegen ihrer Ablehnung des Nationalsozialismus, ihren katholischen Überzeugungen und einer früheren Mitgliedschaft in der Zentrums-Partei 1938 in den vorzeitigen Ruhestand gedrängt worden sei. Im Beitrag wird zunächst die Vielfalt des Begriffs Grenzen reflektiert, wobei im Weiteren vor allem die „Abgrenzung“ vom Nationalsozialismus sowie die „Ausgrenzung“ politisch Andersdenkender fokussiert werden. Die Geschichte Schumanns wird anhand von Dokumenten in ihrer Personalakte nachvollzogen und historisch kontextualisiert. Besonderes Augenmerk liegt auf der Denunziation bzw. Beschwerde des nationalsozialistisch eingestellten Schulleiters gegen Schumann. Die historischen Ereignisse werden im zweiten Teil des Beitrags literarisch verarbeitet. Zunächst werden die narratologischen Entscheidungen (Erzählhaltung, Charakterisierung der Figuren, Figurenkonstellation) begründet. Schumann soll dabei als aufrechte Widerständige, der Schulleiter als ihr Gegenspieler dargestellt werden. Die christlichen Überzeugungen Schumanns werden in der Erzählung zur zentralen Handlungsmotivation. Das Verhältnis von historischer Analyse anhand von Quellen und dem fiktionalen Text wird eingangs reflektiert: Die Erzählung erhebe keinen Anspruch auf absolute Wahrheit, vielmehr orientiere sie sich an den ausgewählten Quellen und versuche durch erzählerische Mittel unterschiedliche Perspektiven hervorzuheben.