Münsters Platz an der Sonne. Der Kaiserbesuch von 1907
Janine Bonnekoh, Vanessa Höne
Der vorliegende Beitrag setzt sich mit dem Besuch des Kaisers in Münster 1907 auseinander. Als „Landesvater“ der seine „Kinder“ besucht, stellt sich in Münster diese Frage mit besonderer Virulenz: Schließlich war die Altersstruktur der westfälischen Bistumsstadt um 1900 außergewöhnlich jung: Studenten, sowie das auch hier einsetzende Bevölkerungswachstum führten die Autorinnen zu der Frage, ob diese große Bevölkerungsteilgruppe auch in Vorbereitungen des und Teilnahme am Kaiserbesuch eingebunden war. „Alt“ – den „Landesvater“ – charakterisieren die Verfasserinnen zunächst als auf Selbstdarstellung bedachten Kaiser. „Jung“, bzw. die jungen – die Münsteraner „Landeskinder“ – hingegen erscheinen ihnen – vor allem in Hinblick auf den Kaiserbesuch – weniger sozialdemokratisch geprägt als in anderen großen Städten des Reichs; die Haltung gegenüber dem Monarchen war also eine potentiell freundlichere als an anderen Orten. Die Festivitäten eigneten sich insgesamt – so das Fazit der Verfasserinnen – als Akte der Vergemeinschaftung zwischen Landesvater und -kindern. Wenn auch innerhalb der Bevölkerung und Organisationsstruktur die üblichen Hierarchien erhalten blieben, Kinder und Jugendliche weniger mit einbezogen, als verpflichtet waren, war die Stimmung insgesamt doch positiver Natur – und typisch für den Zeitgeist.