Nach einem Jahr aus dem Amt gejagt – (k)ein Skandal? Bischof Adler in Münster, 1933-1934

Malte Groneick, Luca Lahrmann

Schulen: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium; Wilhelm-Hittorf-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 9
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte (2010-2011) (Detail)
Zeitraum von: 1933
Zeitraum bis: 1939
Signatur: 4 SAB 875
Umfang: 24 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: Adler, Bruno
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Bruno Adler trat am 1. November 1933 das Amt des evangelischen Bischofs von Münster an. Verkehrte er schon zu Studienzeiten in Münster in antisemitischen Kreisen, wurde seine judenfeindliche und NS-treue Haltung spätestens durch seine Mitgliedschaft bei den „Deutschen Christen“ klar. Seit 1931 NSDAP-Mitglied trug der selbstbezeichnete „Prediger im Braunhemd“ auch zur nationalsozialistischen Propaganda und wünschte auch außerhalb von Parteiveranstaltungen im kirchlichen Rahmen die SA-Uniform anlegen zu dürfen. 1932 wurde Adler schließlich zum Provinzhalter der deutschen Christen in Westfalen ernannt. Auf seine Berufung zum Bischof reagierten vor allem die nicht-regimetreuen, oppositionell gesinnten Bekennenden Christen mit Ablehnung. Eine von ihnen einberufene Provinzialsynode, in der sie die Mehrheit gehabt hätten, wurde jedoch als es zur Abstimmung kommen sollte, durch den Auszug der Deutschen Christen beschlussunfähig gemacht. Ging nun auch die Gestapo entschlossen gegen diese Synodalteilnehmer der Bekennenden Christen vor, wurde doch deutlich, dass Adler die Unterstützung durch weite Teile der evangelischen Kirche verwehrt blieb. Wurde ihm im ersten Jahr seiner Amtsbekleidung der Zugang zu einer geeigneten Kirche für die Bischofsweihe verweigert, hatte er 1934, nach seiner offiziellen Amtseinführung bereits jeglichen Halt in Westfalen verloren, sodass er 1936 eine Dompfarrstelle in Brandenburg annahm und ab dem 1. September 1939 offiziell nicht mehr Bischof von Münster war. Bei ihren Betrachtungen kommen die Autoren zu dem Schluss, dass weniger die Ablehnung Adlers, auf die die Regierung sowie die regimetreuen Deutschen Christen zeitgenössisch empört reagiert hatten, als aus heutiger und christlich-moralischer Sichtweise vielmehr die Tatsache, dass mit Adler ein menschenfeindlicher, überzeugt nationalsozialistischer Antisemit in das Amt des Münsteraner Bischofs erhoben werden sollte, einen Skandal darstellt. Dabei überwiegt ihrer Meinung nach der Normverstoß der Moralentfremdung durch die Deutschen Christen gegenüber dem Normverstoß der ausbleibenden Unterstützung Adlers seitens der Bekennenden Christen.