„[…] das Leichnam aus dem Kirchhofe reißen […]“ – Glauben und Aberglauben im Spiegel frühneuzeitlicher Bestattungspraktiken

Frédéric von Patow, Jule Rieder

Schulen: Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium; Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 10
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1600
Zeitraum bis: 1800
Signatur: 4 SAB 1326
Umfang: 27 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: Jüdefelderstraße, Kuhviertel, Münster
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Ausgehend von dem Fund einer Leiche im Zuge archäologischer Arbeiten an der Jüdefelderstraße im Münsteraner Kuhviertel, die mehrere Besonderheiten aufwies (sie war nicht in Rücken- sondern Bauchlage, noch dazu fernab von Friedhöfen bestattet), betrachten die Verfassenden reguläre sowie alternative Bestattungspraktiken der Frühen Neuzeit als Manifestationen von Glaube und Aberglaube. Eingangs betrachten sie Bestattungspraktiken und Friedhofswesen im Münster der Frühen Neuzeit. Bis zu deren Verbot 1776 handelte es sich hierbei meist um Kirchen- und Kirchhofbestattungen. Dass von dieser Vorgehensweise aus hygienischen Gründen Abstand genommen werden sollte, stieß bei der Bevölkerung keinesfalls auf Zustimmung; das zunehmend auch außerhalb der Stadt gepflegte Friedhofswesen etablierte sich erst im Laufe der Zeit. Doch auch während dieser zunächst kirchen- und wohnortsnahen Bestattungsarten gab es bereits Abweichungen: Menschen die zum Zeitpunkt ihres Todes Randpositionen der Gesellschaft einnahmen – Selbstmörder, Exkommunizierte, Ungetaufte, Hingerichtete, Verstoßene – sollten auch über ihren Tod hinaus das Zusammenleben derer nicht stören, die als „normal“ angesehen wurden. Die transzendental ausgerichtete Gesellschaft wusste so, Devianz noch im Tode zu bestrafen. Die Schülerin und der Schüler betrachten die verschiedenen Vorgehensweisen je nach „Vergehen“ und kommen zu dem Schluss, dass sich infolge der Sonderbestattungen jedoch diese betreffend zugleich ein Aberglaube entwickelte, der in die religiösen Vorstellungen hineindiffundierte: Aus Angst vor der Verweigerung des ewigen Lebens für die Seelen Sonderbestatteter fürchteten die Zeitgenossen diese nun als „Wiedergänger“ – als Untote, die heimatlos durch die Stadt irrten.