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Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016 - 2017)

Mit dem Titel „Gott und die Welt. Religion macht Geschichte“ verwies die Körber-Stiftung in der Ausschreibung des 25. Geschichtswettbewerbs dezidiert auf einen präsentistischen Geschichtszugriff des Wettbewerbsthemas. Dem scheinbaren Rückzug der Religion ins Private wird dabei deren bis in die Gegenwart gesellschaftliche reichende Prägekraft entgegengehalten – ob als Energiequelle selbstloser Nächstenliebe, Keimzelle des Widerstands gegen Unrecht allerdings auch als Gegenstand politisch-totalitärer Kontrolle sowie Rechtfertigungsmittel radikalisierter Gewalt. Diese besonders in der sich auch entlang der Leitlinie Religion erneut polarisierenden Gegenwart der Jahre 2016/2017 aufscheinende Relevanz des Themas, greifen auch zahlreiche der Münsteraner Beiträge zum Geschichtswettbewerb auf. Die 154 Arbeiten diesen Wettbewerbsdurchgangs – unter ihnen 5 Bundes- und 22 Landespreise, darüber hinaus wurden 25 mit einem Förderpreis honoriert – wurden in Kooperation vom Institut für Didaktik der Geschichte und Stadtarchiv Münster dokumentiert; so entstand ein Begleitband mit Original-Auszügen aus den Arbeiten. Dabei kristallisierten sich in einer scheinbar religionsferneren Zeit nicht nur Fragen nach dem Wandel vom Stellenwert der Religiosität in der Gesellschaft als Themenschwerpunkte heraus. Insbesondere deren Politisierung stand häufig im Fokus der Aufmerksamkeit. Neben dem Blick über die Stadtgrenzen Münsters hinaus – bspw. auf den „Gottesstaat“ Iran – wurde dabei häufig die fundamentalistisch-religiöse Herrschaft der Wiedertäufer als besonders prominente Episode der Stadtgeschichte in den Blick genommen; wie hier stellte sich vielen Schülerinnen und Schülern auch angesichts des 30-jährigen Krieges die Frage, ob Religion tatsächlich Motivation für Kriege und Gewaltherrschaft sein kann oder vielmehr vorgeschoben wird. Dass Religion als Element der Gesellschaftskonstitution eine Rolle spielt, wird an zahlreichen Beispielen belegt, die Konflikte zwischen Geistlichen und NS-Diktatur aufzeigen. Neben dem prominenten „Löwen von Münster“, der nicht nur unkritisch betrachtet wird, werden hier auch spezifischere und familienhistorische Beispiele eingebunden. Über die Politisierung hinausreichende Konsequenzen religiöser Zugehörigkeit für eine Gesellschaft machen die Kinder und Jugendlichen an den Schwierigkeiten, die gemischtkonfessionelle Beziehungen – ob Freundschaften oder Ehen –, insbesondere in der Geflüchteten-Gemengelage nach dem Zweiten Weltkrieg, mit sich bringen konnten, anhand familienbiographischer Fallstudien deutlich. Ähnliches gilt für im (christlich-) Religiösen verwurzelte Moralvorstellungen, ob bspw. in Perspektive auf Homosexualität oder Abtreibung. Doch nicht nur die Trennlinien, die Religion evozieren, auch die Kraft die sie spenden kann, heben die Teilnehmenden hervor. Besonders im Kontext des Kloster- und Missionswesens bietet die Stadt Münster einige Beispiele, die auch in ihrer zeitgenössischen Rezeption untersucht wurden. Insgesamt zeichnen die Beitragenden ein vielschichtiges Bild der Auswirkungen von Religion im katholisch geprägten Münster und Münsterland, das jedoch – bspw. mit der Betrachtung anderer Religionen in dieser Kirchenlandschaft – seinen christlichen Blickwinkel in Teilen zu reflektieren und zu verlassen weiß.
Anzahl Beiträge aus Münster: 153
Anzahl Teilnehmende aus Münster: 222
Anzahl der Preise in Münster: 27

Karte

Auf der Karte sind alle Orte markiert, zu denen Beiträge in diesem Wettbewerb geschrieben wurden.