Das Schicksal jüdischer Annette-Schülerinnen während des Nationalsozialismus’ im Spiegel eines fiktiven Briefwechsels
Maya Brüninghof
Durch die Gedenktafel für vier im Holocaust ermordete Schülerinnen des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums angestoßen, setzt sich die Verfasserin mit dem Schicksal jüdischer Schülerinnen an ihrer Schule während des Nationalsozialismus auseinander. Nach der Recherche in Fachliteratur und Internet entschied sich die Autorin dazu, mit Hilfe eines fiktiven Briefwechsels (insgesamt neun Briefe von ein bis zwei Seiten Länge) zwischen einem jüdischen Mädchen und einer nicht-jüdischen Mitschülerin an einem konkreten Beispiel die Ausgrenzung und Konsequenzen der NS-Diktatur für die jüdische Bevölkerung zu erörtern. Ihre Protagonistin Ella schreibt an ihre Freundin Lisa, welche jedoch aufgrund des väterlichen Einflusses und des Umzugs nach Dorsten nicht mehr antwortet, womit den Briefen eine therapeutische, entlastende Funktion für Ella zukommt. So beschreibt Ella den Boykott der mütterlichen Bäckerei im März 1933, welche mit dem Wort „Judensau“ beschmutzt wurde, das Berufsverbot der Kollegen ihres Vaters an der Universität, die Nürnberger Gesetze 1935 und die Folgen für ihre Zukunft, die Novemberpogrome 1938, die zerrissene Familie im Jahr 1941, die Verpflichtung den Judenstern zu tragen, die Deportation und mehr auf der Basis der recherchierten historischen Eckdaten. In ihrem Fazit äußert die Verfasserin das Unverständnis, wie unter den Augen eines ganzen Volkes eine Religionszugehörigkeit zu einer Rassenideologie entstellt und innerhalb von zehn Jahren beinahe alle jüdischen Mitbürger Münsters aus der Stadt vertrieben und ermordet werden konnten. Ihren Beitrag widmet sie jenen Opfern.