Eine bedenkliche Figurengruppe an der St. Lambertikirche Münster
Louisa Emde, Eva-Lotta Glade, Lena Preuß
Bei einer Stadtführung auf die Figurenkonstellation aus Synagoge, Ecclesia, Jesus, Johannes den Täufer und Johannes den Apostel an der Münsteraner Lamberti-Kirche aufmerksam geworden, stellen die Verfasserinnen diese nicht unproblematische, vermutlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstandene und gegenwärtig noch vieldiskutierte Figurenkonstellation eingangs kurz vor. Anschließend nehmen sie die „bedenkliche“ Qualität der Figurengruppe auf ihre Art und Weise wörtlich, indem sie diese einschneidende (religions-)historische Ereignisse der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anhand lokaler Auswirkungen wahrnehmen und diskutieren lassen. Der Kriegsbeginn 1914 macht sich beispielsweise anhand des Katholikentagausfalls bemerkbar, die Verbrechen der Nationalsozialisten werden angesichts der von-Galen-Predigten andiskutiert; doch auch spezifisch lokalhistorische Ereignisse, wie beispielsweise ein Bundespräsidentenbesuch, eine neue Orgel, Abriss und Neubau der Sakristei die im Wahrnehmungshorizont der Figuren auftreten, werden zur Sprache gebracht. Indem die stummen Zeitzeugen zur Sprache gebracht werden, wird insbesondere der Konflikt zwischen Ecclesia und Synagoge als personifizierte Institutionen immer wieder zur Sprache gebracht.