Congregatio Pauperum Sanctae Crucis et Sacri Rosarii. Armenfürsorge durch den Fürstbischof. Ein Fürsorgeexperiment?

Pia Bremann, Johanna Laubrock

Schulen: Marienschule; Marienschule;
Jahrgangsstufen: 11
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1700
Zeitraum bis: 1804
Signatur: 4 SAB 1346
Umfang: 37 S.
Auszeichnungen: Landespreis
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: Bayern, Clemens August von, Bayern, Maximilian Friedrich von
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Vom „Oh-My-Darling“-singenden Straßenmusiker bis zu still die Hand aufhaltenden Obdachlosen. Armut und Bettler sind auch in einer Stadt wie Münster im Stadtbild präsent. Von dieser Beobachtung ausgehend haben die Verfasserinnen sich, auf eine breite Literatur- und Materialgrundlage gestützt, damit befasst wie die katholische Kirche in Münster sich in vorwohlfahrtstaatlichen Zeiten – der Fokus liegt hier auf dem 18. Jahrhundert – der Armen angenommen hat. Nach einer historischen Verortung der Armut vor dem Hintergrund von Kriegen und anhaltender Ausbeutung in einer stratifizierten Gesellschaft, betrachten die Autorinnen Definitionen von Armut und Armenfürsorge aus gegenwärtiger Perspektive wie zur in der Arbeit in den Blick genommenen Zeit. Hierbei stellen sie fest, dass die besondere historische Lage viele Menschen in der Stadt zusammenkommen hat lassen, die auch nach damaliger Definition als arm gegolten haben dürfen. Stützen dieser Argumentation sind sowohl die sich zu dieser Zeit ausdifferenzierende Armenfürsorge in Form von Armenkommission und -häusern, als auch Erlässe, die es ortsfremden Bettlern verbieten, länger in der Stadt zu bleiben. In dieser Gemengelage wurde Clemens August von Bayern – dessen Biographie die Autorinnen ausführlich darlegen – zum Münsteraner Fürstbischof geweiht. 1756 gründete er die Congregatio Pauperum Sanctae Crucis et Rosarii, eine Armenstiftung die sich vorwiegend finanzierte, indem ihre Mitglieder den sonntäglichen Gottesdienst besuchten sowie eigene Gottesdienste im Zeichen der Congregatio und Armenfürsorge hielten, um dort Gaben der Münsteraner Bürgerinnen und Bürger zu sammeln. Insbesondere kümmerte sie sich um Mittellose, die wegen des verbotenen Tatbestands des Bettelns verurteilt worden waren. Die explizite Berücksichtigung des Rosenkranz‘ im Namen der Stiftung setzen die Verfasserinnen mit einer ausführlichen Gebetspraxis im 18. Jahrhundert, besonders der darin gedachten Passion Christi sowie der unser-täglich-Brot-gib-uns-heute-Passage des Vaterunsers in Bezug. Die Arbeit der Congregatio wurde durch die schärferen Maßnahmen gegen Mittellose im Verlauf des 18. Jahrhunderts verschärft; zu Beginn des 19. Jahrhunderts, 1804 ging die Congregatio in die neu gegründete öffentliche Armenkommission über, die die Armenfürsorge zentralisierte. Neben der religiös inspirierten sozial-karitativen Motivation zur Arbeit in der Congregatio stellen die Schülerinnen in ihrem Beitrag auch Überlegungen an, inwiefern machtpolitische Interessen des Gründers Clemens August von Bayern sowie seinen Nachfolgers Maximilian Friedrich hier eine Rolle gespielt haben. Neben der Persönlichkeit des stets sehr um sein Seelenheil bedachten Clemens Augusts, die die Verfasserinnen zuvor ausführlich betrachtet haben, spielten hier ihrer Ansicht nach auch Prestigeüberlegungen eine Rolle, da es schließlich unter anderem darum gegangen sei, das Betteln im Stadtbild diminuieren zu lassen. Dennoch kommen sie zu dem Schluss, dass mit der christlich begründeten Congregatio Religion Geschichte gemacht habe.