Eine Stadtführung zu den Schauplätzen der Täuferherrschaft in Münster

Louis Bothur, Liam Brown, Tim Hambrock

Schulen: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium; Wilhelm-Hittorf-Gymnasium; Wilhelm-Hittorf-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 9
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1530
Zeitraum bis: 1536
Signatur: 4 SAB 1299
Umfang: 33 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: Buddenturm, St.-Paulus-Dom, Münster, Lamberti-Kirche, Münster, Prinzipalmarkt, Promenade, Münster, Servatii-Kirche, Münster, Überwasser-Kirche
Persönlichkeiten: Knipperdolling, Bernd, Leiden, Jan van, Rothmann, Bernd
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Die Herrschaft der Wiedertäufer ist ein zentrales und schon häufig behandeltes Thema der Münsteraner Stadtgeschichte. Die Verfasser – Schülerinnen und Schüler einer Europa-Klasse – verschriftlichen in ihrer Arbeit einen erkundenden Zugriff auf das Thema: Anhand von Stationen in der Münsteraner Innenstadt – Lamberti-Kirche, Servatii-Kirche, Dom, Überwasserkirche und Buddenturm – soll ihre Route in ihrer Sequenzialität die Ereignisse während der Täuferherrschaft illustrieren sowie deren chronologische Abfolge abbilden können. Eingeleitet werden ihre Ausführungen durch allgemeine Erläuterungen zum historischen Kontext im 16. Jahrhundert. An der Lamberti-Kirche beginnend, skizzieren die Schülerinnen und Schüler erste Phasen der Reformation unter dem ursprünglich in der Lamberti-Kirche predigenden Kaplan Rothmann, der sich radikal nicht nur vom hergebrachten Glauben, sondern bald auch von den meisten protestantischen Auslegungen abwandte. Mit seinen Lehren hatte er in Münster bahnbrechenden Erfolg, bewegte den Großteil der Stadtbevölkerung zur Konversion und vertrieb sogar den Bischof aus der Stadt – ein Umstand, der den Boden für die Wiedertäufer bereitete. Die Arkaden bieten dagegen den Schauplatz für Betrachtungen des Aufstiegs Bernd Knipperdollings. Der bürgerliche wohlhabende Münsteraner mit vielversprechender Karriere wurde vom selbst-proklamierten König des Täuferreichs Jan van Leiden schließlich zum Statthalter ausgerufen, nachdem er dessen Aufstieg nach Kräften unterstützt hatte. Die Radikalisierung der Täuferbewegung thematisieren die Schülerinnen und Schüler schließlich am Dom. Zerstörte bzw. fehlende Skulpturen in dessen Bausubstanz litten unter der Agenda der Wiedertäufer, die nicht nur den Dom sondern auch andere Kirchen zur Zielscheibe ihrer Aktionen machten, mit denen sie Manifeste anderer Glaubensvorstellungen statt der eigenen zu zerstören suchten. Die 1390 als Liebfrauen- gebaute heute als Überwasser- bekannte Kirche trug auch bauliche Spuren der Täufer-Herrschaft davon: Auf ihrem Turm wurden Kanonen zur Verteidigung platziert und Statuen aus der Fassade wurden zur Verstärkung der Stadtmauer verwendet. Überreste der Stadtbefestigung finden sich heute noch an der darauffolgenden Station, dem Buddenturm an der Promenade. Davon angestoßen skizzieren die Schüler den militärischen Verlauf des Konflikts, in dem der zuvor aus seiner eigenen Stadt vertriebene Bischof diese – letztlich auch begünstigt durch Verrat aus den Reihen der Täufer – wieder einnahm. Nach Einnahme der Stadt wechselten nicht nur viele Täufer schnell die Seite, auch wurden die führenden Wiedertäufer auf dem Lamberti-Kirchplatz – der finalen Station – grausam hingerichtet und ihre Leichen bis zu deren Verwesung in die, nach Unterbrechungen im Zuge von Restaurationen, gegenwärtig hängenden Käfige am Kirchturm gesteckt. In ihrem Fazit reflektieren die Verfasserinnen und Verfasser ihre Arbeit in dieser Form als gelungen und betonen zugleich die Unterschiede des Stellenwerts der Religion im 16. Jahrhundert und in der Gegenwart betreffend. Quellenkritische Anmerkungen finden sich in kurzer Ausführung im Arbeitsbericht.