Von Gottesämtern, Himmelswassern und Ritenstreitern. Die Kapuzinermission in Gansu, China 1922-1949

Lily Olthoff

Schulen: Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 10
Beitragsart: Textbeitrag, Novelle
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1800
Zeitraum bis: 1950
Signatur: 4 SAB 1324
Umfang: 46 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: Mao, Ricci, Matteo
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

In ihrer Arbeit betrachtet die Schülerin das religiöse Leben in China. Eingangs skizziert sie dazu Konfuzianismus, Daoismus, Buddhismus und Volksreligion in ihren Makro-Merkmalen unter Reflexion des prämittierten Begriffsverständnis‘ von „Religion“. Sie verweist zugleich auf das begrenzte Einsichts-Potential in eine derlei alteritäre Kultur wie die chinesische. Trotz dieser kulturellen Differenzen führte das Selbstverständnis der europäisch-christlichen Religionen bzw. Konfessionen dazu, dass die vor allem in der Frühen Neuzeit aufkeimenden Missions-Bewegungen auch ihren Weg nach China fanden: Allen voran die Jesuiten missionierten im 16. und 17. Jahrhundert China. Matteo Ricci, ihr wohl bekanntester Vertreter in China, gründete deren teilweisen Erfolg auf das Prinzip der Akkomodation, gemäß dessen sich die Jesuiten in ihrer Mission zumindest in Teilen Anknüpfungspunkte an der heimischen Kultur und Religion suchten – eine Praxis die 1715 von Papst Clemens XI verboten wurde. Dennoch blieb das Christentum nicht ohne Einfluss in China: Hang Xiu-quan, ein gescheiterter Beamter, sah sich 1850 von einer Vision erfasst, in der er als Bruder Jesu galt. Sein neu-messianisches Selbstverständnis suchte er mit Gewalt durchzusetzen – insbesondere gegen die vermeintlich dämonischen Mandschu. Der hierauf zurückgehende Bürgerkrieg der Tai-ping-Bewegung gilt als einer der blutigsten aller Zeiten mit zwischen 20 und 30 Millionen Toten. Doch auch aus der chinesischen Gesellschaft kamen Impulse, die sich gegen das „Neue“ zur Wehr setzen wollten: Die von westlichen Beobachtern despektierlich als „Boxeraufstand“ bezeichnete Erhebung um 1900 richtete sich gegen Fremdeinflüsse – auch im Bereich der Religion. Dennoch setzten christliche Orden ihre Mission fort: Insbesondere der Kapuzinerorden initiierte 1922 seine Missionsarbeit, die bis zum Verweis aller Missionare durch Mao 1949 anhielt. Viele der Missionare stammten aus dem Münsterland. In ihre umfassende dennoch überblicksartige Betrachtung der Geschichte des nach europäischer Periodisierung neuzeitlichen Chinas bettet die selbst Chinesisch lernende Verfasserin einen umfangreichen fiktiven Part ein, in dem sie – ausgehend von Portraits aus einem Fotoalbum der Kapuziner – die Perspektive eines Missionars, der in China tätig war, und seiner Schwester einnimmt und versucht, dessen christlich-europäisch-sozialisierte Sicht auf das China der 1920er-Jahre in einem eindringlichen Briefwechsel zu reflektieren.