Georg Witzel – als humanistischer Reformkatholik zwischen den Parteien

Anna Ciuraj

Schulen: Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 12
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1501
Zeitraum bis: 1573
Signatur: 4 SAB 1269
Umfang: 32 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: Witzel, Georg
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Durch die Ahnenforschung ihres Großvaters, der u.a. Herausgeber der Schriften zur Förderung der Georg-Witzel-Forschung war, setzt sich die Schülerin im Rahmen einer biographischen Fallstudie mit dem Leben und Wirken des Reformkatholiken Georg Witzel auseinander. Zwar konnte sie aufgrund fehlender Dokumente keine direkte Verwandtschaft ausmachen, dennoch ließen sich mit Blick auf die Wohnorte und Namen, die mütterliche Seite der Familie des Großvaters trägt den Namen Witzel, einige Verbindungen nachzeichnen. Auf eine innere und äußere Quellenkritik der vom Großvater herausgegebenen Schriften folgen einige Ausführungen zum historischen Kontext der „Lebzeit Georg Witzels“ im 15. bzw. 16. Jahrhundert. Georg Witzel wuchs in Vachta (Thüringen) auf und besuchte im Alter von 15 Jahren die Erfurter Hochschule, wobei er nach dem Baccalaureus das Studium abbrach, um in Wittenberg 28 Wochen unter Martin Luther und Philipp Melanchthon zu studieren. Auf persönliches Gutheißens Luthers war er ab 1525 in einer Pfarrei in der Nähe von Wittenberg eingesetzt und befasste es sich unaufhörlich mit den Texten der alten Kirche. Neben einem Brief an Melanchthon, in denen er der „Wittenbergischen Kirche“ vorwirft zu weit von altkirchlichen Idealen abzuweichen, war er ebenfalls an den Leipziger Religionsgesprächen 1539 beteiligt. Er publizierte sowohl kirchen-kritische als auch verteidigende Schriften und gilt somit heute unter Fachleuten als ein Vermittlungstheologe zwischen Lutheranern und Katholiken. Den Lebensweg Witzels nachzeichnend, nähert sich die Verfasserin anschließend den Begriffen „Reformkatholizismus“ und „(deutscher) Humanismus“ auf einer definitorischen Ebene. Auf der Basis einer Rede ihre Großvaters aus dem Jahr 1979, welcher Witzel als „Stachel für beide Kirchen“ beschreibt, wirft die Verfasserin die Frage nach dem uneingelösten Vermächtnis Witzels auf. Seine theologischen Ideen und Schriften sollten nicht nur als abgeschlossen in der Vergangenheit betrachtet, sondern für die Überwindung von Schwierigkeiten der heutigen Ökumene genutzt werden. In ihrem Fazit kommt die Verfasserin zu dem Schluss, dass das Leben Witzels als Exempel für den Zeitgeist zu Beginn des 16. Jahrhunderts dienen und sich an seinem Weg die Schwierigkeiten und Konsequenzen einer klaren Zuordnung zu einer Konfession bewusst gemacht werden können. Der Beitrag stützt sich auf zahlreiche Dokumente des vom Großvater eingerichteten privaten Georg-Witzel Archivs.