Rolle der Religion im Bosnienkrieg 1992-1995. Religion als Kriegstreiber oder Friedensstifter?

Aleksandar Kovanusic

Schulen: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 10
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1992
Zeitraum bis: 1995
Signatur: 4 SAB 1370
Umfang: 20 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

In Deutschland geboren, einer Familie mit serbischem Migrationshintergrund entstammend und noch immer Verwandte in Bosnien habend, befasst sich der Schüler mit der Rolle der Religion im sogenannten Bosnienkrieg von 1992 bis 1995 auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien. In einem ersten Teil betrachtet der Verfasser den Kriegsverlauf an sich. Dessen Ursprung setzt er im Zerfall Jugoslawiens, ausgehend von wirtschaftlichen Schwierigkeiten, Spaltungs-Bestrebungen externer Mächte sowie Unabhängigkeitsbestrebungen der Landesteile 1991 bzw. 1992 an. Quer zum Konflikt mit der Belgrader Zentralregierung zwischen den einzelnen Regionen kam es 1992 zu innerregionalen Konflikten, die entlang ethno-religiöser Trennlinien verliefen. Den bereits für Zeitgenossen – besonders internationaler Warte – verwirrenden Konflikt zeichnet der Verfasser in seinen großen Linien und mit Schlagworten zentraler bzw. einschneidender Ereignisse – wie bspw. Srebrenica – nach. Nach Eingreifen der NATO, vermittelnder Interventionen von russischer Seite und insgesamt 200.000 Toten sowie 2,5 Millionen Vertriebenen, wurde der Krieg mit dem bis heute gültigen Daytoner Friedensabkommen 1995 offiziell beendet. Der Autor zieht eine vernichtende Bilanz des Krieges der die ökonomische Lage nachhaltig drastisch verschlechterte sowie ethnische und religiöse Spannungen in bis dahin nicht gekannter Qualität eskalieren ließ. Den verschiedenen institutionalisierten Religionsgemeinschaften spricht er anschließend dabei eine Teilhabe bzw. zumindest aktive Positionierung in diesen Frontstellungen zu: So habe die orthodoxe Kirche die Gründung einer serbischen Teilrepublik aus Machtinteressen gegenüber muslimischen Volksgruppen massiv unterstützt und diese als existentielle Angst artikuliert. Die katholische Kirche hingegen habe – so der Verfasser – vor allem die Kroaten unterstützt, die sich als ewiges Opfer der Belgrader Regierung bzw. der Bosnier stilisierten. Muslimische Repräsentanten schließlich befürworteten die bosnischen Muslime im Krieg gegen Serben und Kroaten und betonten ihre Auffassung des Konflikts als serbischen Aggressionskrieg. Nichtsdestotrotz gab es – nach Darstellung des Verfassers – vor allem von den christlichen Konfessionen auch groß angelegte Friedensaufrufe und Verurteilungen des Kriegs – unabhängig von Glaubens- oder Ethnien-Zugehörigkeit. Diese übergeordneten Friedensbemühungen entsprachen – nach Auffassung des Verfassers – jedoch nicht der alltagsweltlichen Aussagen in den Gemeinden, die die vorherige Toleranz in polarisierende Bestrebungen umkehrten, die in ihren klaren Trennungen bis heute fortwirken. Zugleich habe sich Wirkung und Reichweite von Religion im Laufe des Krieges vergrößert, da sie häufig als Trostanker in der Not fungierte. So kommt er zu dem Schluss, dass Religion im Bosnienkonflikt eine ambivalente Rolle spielte: Sie konnte Aggressionen ideologisch unterfüttern, zugleich aber auch zu Frieden aufrufen und Konfliktparteien an einen Tisch bringen. Seine subjektive Involviertheit beschreibt der Verfasser in seinem Arbeitsbericht ausführlich. Seine Arbeit stützt er neben zeitgenössischen Stellungnahmen offizieller Stellen – wie der UN oder retrospektiver Einordnungen der BPB – auch auf serbische und russische Medienberichte bzw. Internetquellen.