Henriette Rathgeber. Der Neuanfang einer münsterischen Jüdin im Nachkriegsdeutschland

Florian Geukes

Schulen: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 8
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1913
Zeitraum bis: 1958
Signatur: 4 SAB 1250
Umfang: 20 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: Hertz, Henriette, Rathgeber, Henriette
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Wie kann man in einem Land weiterleben wollen, in dem man aufgrund seiner Religion ermordet werden sollte? Henriette Rathgeber, geborene Hertz, überlebte den Holocaust im Untergrund. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wanderte sie zunächst in die USA aus – kehrte jedoch nach einem Jahr zurück. Im ersten Teil der Arbeit zeichnet der Verfasser ihre Biographie – auf Grundlage eines Beitrags zum Geschichtswettbewerb vom Wilhelm-Hittorf-Gymnasium aus dem Wettbewerbs-Durchgang 1982/1983 sowie auf Erzählungen seiner Großmutter, die Hertz bzw. Rathgeber aus der Nachbarschaft kannte – nach. Hertz, Tochter eines wohlhabenden Notars aus Münster, wollte ursprünglich Modezeichnerin werden. Musste sie aufgrund der seit 1933 Juden auch in der Berufswahl diskriminierenden Umstände schließlich doch Sekretärin in Diensten ihres Vaters werden, kamen auch die physischen Bedrohungen immer näher auf sie zu. Am Abend nach der Reichspogromnacht entging auch das Haus der Familie Hertz nur knapp der Zerstörung – couragierte Nachbarn riefen die in diesem Fall offenbar für die Juden eintretende Polizei. 1941 wurde auch Hertz beinahe deportiert – einzig die Pflege ihres schwerkranken Vaters entband sie davon. Die anschließend beschlossene Ausreise über die Niederlande in die USA scheiterte jedoch, sodass Hertz 1942 bei dem Onkel und der Tante ihrer mittlerweile verstorbenen Mutter untertauchte; von dort floh sie weiter nach Bonn – wo sie auch nur knapp dem Verrat und der Deportation entging. Auch nach dem Krieg hielt sie sich ob ihrer Religion bedeckt – einer Episode in den USA bei ihrem dorthin ausgewanderten Onkel folgte allerdings die Rückkehr nach Deutschland. Sie heiratete schließlich sogar einen evangelischen Deutschen – auch wenn dessen Eltern die Religion ihrer Schwiegertochter und diese selbst strikt ablehnten. Die Verfasserin kommt daher insgesamt zu dem Schluss, dass die Besonnenheit Hertz‘ bzw. Rathgebers für ihr gesamtes Leben prägend war – ein Umstand der es ihr trotz der unvergleichlichen Verfolgung die Jüdinnen und Juden in Deutschland erfahren haben, ermöglicht haben könnte, wieder nach Deutschland zurückzukehren und keinen undifferenzierten Hass gegenüber oder pauschale Angst vor allen Deutschen zu entwickeln.