Die Entstehung der alt-katholischen Gemeinde in Münster am Fallbeispiel der Ignatiuskirche

Ludger Santel

Schulen: Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 12
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1870
Zeitraum bis: 1943
Signatur: 4 SAB 1261
Umfang: 34 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: Ignatiuskirche, Münster
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Die alt-katholische Kirche ist eine Strömung innerhalb des Katholizismus, die sich von den Zentralisierungs-Bestrebungen päpstlicher Autorität im Zuge des Ersten Vatikanischen Konzils unter Pius IX. – vor allem bekannt für das dort beschlossene Unfehlbarkeitsdogma – distanzieren wollte. In vielerlei Hinsicht folgt diese Glaubensbewegung bis heute liberaleren Ansichten als ihre Mutter-Kirche. In seiner Arbeit betrachtet der Verfasser zunächst Eigenheiten der alt-katholischen Kirche in ihrer Entstehung, um sich schließlich genauer damit zu befassen, wieso es in Münster zum Streit zwischen Alt-Katholiken und Katholiken um die gemeinsame Nutzung eines Kirchraums kommen konnte. In der ausführlichen, auf Sekundärliteratur gestützten Auseinandersetzung dieser Entstehungsgeschichte kommt der Schüler zu dem Schluss, dass die Ablehnung der Ansprüche des Papstes unter gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Frömmigkeit Ende des 19. Jahrhunderts – eine Position zwischen bedingungsloser Religions-Folgsamkeit und staatsbürgerlicher Glaubensabsorption – vielen Zeitgenossen attraktiv erschienen sei. Diese Inanspruchnahme der Religionsstellung führte schon hier zu vielen Konflikten mit den konservativ Gläubigen, die teils gar in Handgreiflichkeiten mündeten. Ging nach den turbulenten Zeiten des Kulturkampfs die Mitgliederzahl wieder zurück fällt dem Verfasser bei der Recherche auf, dass die Zeit des Nationalsozialismus‘ in altkatholischer Literatur nicht selten ausgespart wird – ein Umstand der seiner Ansicht darin begründet liegen könnte, dass die Altkatholiken sich diesem gegenüber nicht verwehrten. In Münster selbst konnte erst durch die begünstigenden Verbindungen zu den Nationalsozialisten die erste altkatholische Gemeinde entstehen, nachdem zuvor die engen Verbindungen nach Rom die konservativ-katholische Dominanz monolithisch gehalten hatten. Für den Verfasser interessanterweise wurde seit 1939 die Ignatiuskirche als erster Münsteraner Kirchraum der Altkatholiken genutzt – heute steht an dieser Stelle das Lehrerzimmer seiner Schule. Gegen diese Doppelnutzung protestierte Bischof von Galen öffentlich. Hier kristallisierte sich für ihn, eine Auffassung, die der Autor teilt, eine ideologisierte Instrumentalisierung des Glaubens deutlich hinaus – seinen wiederholten Protesten wurde jedoch nicht stattgegeben. Die zuständigen Reichsminister entschieden, dass die Kirche wie beabsichtigt genutzt werden dürfe. Ihr Ende fanden die Münsteraner Alt-Katholiken jedoch im Verlauf des Krieges: Viele mussten die Stadt verlassen und auch die Ignatiuskirche wurde 1943 im Zuge der Bombenangriffe zerstört.