„Zu einer evangelischen Hochzeit kommen wir nicht“ – Der Konflikt zwischen den Konfessionen
Marlene Lüdorff, Charlotte Wolf
Die beiden Schülerinnen beschäftigen sich in ihrem Beitrag mit den konfessionellen Unterschieden zwischen Protestanten und Katholiken mit besonderem Fokus auf deren Konfliktpotential. Sie fragen sich, warum sich zwei ähnelnde Konfessionen versuchen voneinander zu distanzieren und welchen Einfluss die Konfessionen noch in unserer heutigen Zeit haben. Anlass der Auseinandersetzung mit dem Thema ist der im Titel anklingende Boykott der protestantischen Hochzeit der Großmutter einer der Schülerinnen durch deren katholische Familie. Anhand einer bis zum Thesenanschlags Luthers zurückreichenden Datenliste erfolgt zunächst eine historische Aufarbeitung des jahrhundertealten Konfliktes, an dessen Ende die Schülerinnen konstatieren, dass es bei den zahlreichen Auseinandersetzungen nur selten um unterschiedliche Glaubensansichten sondern vielmehr um Machtverteilung in der Politik gegangen sei. Methodisch reflektiert und die Chancen sowie Grenzen der oral history abwägend, beginnen die Autorinnen die Geschichte von Renate und Willi Seibert an von Zeitzeug*inneninterviews aufzuarbeiten. Hierbei stellen sie besonders den großen Protest der Brautfamilie heraus, welche schließlich im Boykott der protestantischen Hochzeit mündete. Eine sukzessive Aussöhnung der Familien entwickelte sich im Verlauf der Jahre und um die Exkommunikation Renates umzukehren, erfolgte fünf Jahre später auch eine katholische Hochzeit im kleinen Kreise. Für die Autorinnen indessen lässt die Aussage von Renates Bruder „Das war damals ebenso“ resümierend darauf schließen, dass die negative Einstellung gegenüber den „Mischehen“ nicht auf dem Glauben, sondern auf den gesellschaftlichen Auffassungen der Zeit beruhte. Die beiden Zeitzeug*inneninterviews mit Renate Seibert und ihrem Bruder Edgar sind dem Beitrag angehängt.