Franz von Waldeck. Ein brutaler Machtmensch und genusssüchtiger Lebemann? Ein historischer Spielfilm und die historische Realität im Vergleich

Jakob Wichmann

Schulen: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 8
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1491
Zeitraum bis: 1553
Signatur: 4 SAB 1319
Umfang: 26 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: Leiden, Jan van, Waldeck, Franz von
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Einen im Religionsunterricht angesehenen historischen Spielfilm nimmt der Achtklässler zum Anlass die darin vollzogene Darstellung des Münsteraner Bischofs zur Zeit der Wiedertäufer, Franz von Waldeck, als ausschweifend lebenden und zugleich Gewalt nicht scheuenden Machthaber vor dem Hintergrund eigener historischer Überlegungen zu überprüfen. Zwecks dessen skizziert er im ersten Teil seiner Arbeit die Biographie des Mannes der mit 39 Jahren sein mutmaßliches Lebensziel, die Bischofwürde, erreicht hatte. Dabei stellt der Schüler heraus, dass im 16. Jahrhundert im Gegensatz zur Gegenwart, politische Faktoren ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Amtsbesetzung und -ausübung spielten – auch wenn von Waldeck sich seiner Auffassung nach als entschiedener Verteidiger des Katholizismus stilisierte. Der Streit mit den Wiedertäufern, die als evangelikale Gruppe bzw. nachreformatorische Sekte die Dominanz der katholischen Religion in der Münsteraner Gesellschaft brechen und diese stattdessen ihren eschatologischen Vorstellungen gemäß formen wollten, eskalierten in der Vertreibung von Waldecks und anschließenden Belagerung seiner eigenen Stadt durch ihn. 1535 gelang es dem Bischof schließlich, Münster wieder einzunehmen. Die Wort- bzw. Religionsführer der Wiedertäufer ließ er hinrichten. Diese Ereignisse sind auch Interpretationsgegenstand des im Beitrag betrachteten Fernseh-Films „König der letzten Tage“ mit Schauspielern wie Christoph Waltz (Jan van Leiden) und Mario Adorf (Bischof Franz von Waldeck). Der Verfasser bewertet den Film positiv, als informativ und zugleich unterhaltsam. Zugleich konstatiert er, dass die Pro- bzw. Antagonisten van Leiden und von Waldeck in gewisser Weise als religiös motiviert, zugleich aber vor allem auf Machterhalt bedacht dargestellt werden. Während van Leidens Rolle zumindest anfangs stärker religiös imprägniert wird, erhält besonders von Waldeck grausame Charakterzüge. Im Vergleich der historischen Verhältnisse mit der filmischen Darstellung kommt der Autor vor dem Hintergrund der religiösen Durchdringung der Gesellschaftsordnung, verdichtet in der Personalunion von geistlichem Führer wie weltlichem Herrscher im Bischofsamt, zu dem Schluss, dass die ursprünglich religiöse Auseinandersetzung viele gewalttätige Züge angenommen habe, diese Eskalation angesichts des Stellenwerts und der machtpolitischen Bedeutung von Religion jedoch nicht abwegig erscheint und keinesfalls auf eine Seite des Konflikts zu reduzieren sei. Dass Verquickungen von gesellschaftlichen Trennlinien bzw. Gruppierungen und religiösen Hintergründen auch heute noch zu gewaltsamen Konflikten führen, illustriert der Verfasser in seinem den Lernprozess reflektierenden Fazit.