„Heimatlos geworden“. Die Profanierung einer Kirche, am Beispiel der St. Sebastian-Kirche in Münster

Melissa Loskant

Schulen: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 8
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1950
Zeitraum bis: 2017
Signatur: 4 SAB 1242
Umfang: 20 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: Geistviertel, Münster, St. Sebastian-Kirche, Geistviertel, Münster
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Angesichts sinkender Mitgliederzahlen können viele Kirchengemeinden in Deutschland ihre Sakralbauten nicht mehr auslasten. Gemeinden fusionieren, Gottesdienste werden zusammengelegt, Kirchgebäude stehen leer. In jüngerer Vergangenheit gibt es daher zahlreiche Fälle, in denen ehemalige Kirchen für andere Zwecke weiter genutzt werden. Auch die Verfasserin befasst sich mit einer solchen Weiternutzung. Am Beispiel der St. Sebastian-Kirche in ihrer Münsteraner Nachbarschaft betrachtet sie die Geschichte einer mittlerweile profanierten – also entweihten – Kirche von ihrer Entstehung bis zur heutigen Nutzung. Sie stellt sich die Frage, warum die Kirche in den 1960ern gebaut und 2008 schließlich entweiht wurde – ein Prozess den sie ebenfalls genauer in den Blick nimmt. Dabei stützt sie sich vor allem auf Internetquellen sowie Statistiken zu Kirchennutzung und Gemeindemitgliedern. Das Kirchengebäude bzw. seine Umnutzung erscheint ihr dabei sinnbildlich für den Stellenwert von Religion in der Gesellschaft. In den 1950er-Jahren hatten die katholischen Kirchengemeinden in Münster Hochkonjunktur. Mit dem Bevölkerungswachstum nahm zu dieser Zeit auch die Zahl der katholischen Gemeindemitglieder noch zu. So wurde angesichts der Ausweitung der St. Joseph-Gemeinde auf ihrem Gebiet auch die St. Sebastian-Gemeinde gegründet; 1960 begonnen, stand ihr Kern – die St. Sebastian-Kirche – 1962 in einem für die 1960er-Jahre nicht ungewöhnlichen, aber insgesamt eher untypischen Kirchenbaustil, den man den in die Arbeit eingeflochtenen Abbildungen entnehmen kann. Gab es zu Beginn auch viele Kirchenfeste und ein lebendiges Gemeindeleben, bettet die Verfasserin den allmählichen Niedergang der Kirchengemeinde, der schließlich 2008 in der Fusion mit der Heilig Geist-Gemeinde in Münster mündete unter Verweis auf Statistiken in die allgemeine Degeneration der Kirchengemeinden in Deutschland ein. Hinzu trat im Fall der St. Sebastian-Gemeinde, dass seit 1999 kein Pfarrer mehr für die Gemeinde ordiniert war. Das Kirchengebäude selbst stand nach Asbestfunden kurz vor dem Abriss, wurde jedoch nach seiner Profanierung 2008 von 2011-2013 in eine Kita umgebaut. Diese Weiternutzung stuft die Autorin als positiver als einen Abriss des Gebäudes ein, verweist jedoch ausgehend von Zeitungsartikeln und Zeitzeug*inneninterviews darauf, dass selbst die Profanierung für viele Gemeindemitglieder ein Stück Heimatverlust war. Auch fühlten diese sich durch die Kommunikation der Profanierung, die nicht geradlinig von der Kirche an sie herangetragen wurde, sondern durch der sie erst in Zeitungsartikeln erfuhren, verletzt und enttäuscht. An ihre Betrachtungen schließt sie einen Ausblick auf die Rolle der Religion für die Gesellschaft an: Darin wirft sie viele Fragen auf und empfindet – obwohl sich selbst nicht als gläubig bezeichnend – den Niedergang bzw. Schwund der Religion aus der Alltagskultur als Verlust.