„In verbo tuo“ – Widerstand im Namen Gottes? Der Kampf um das Recht in einer Diktatur

Ludovica von Twickel

Schulen: Marienschule;
Jahrgangsstufen: 10
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1933
Zeitraum bis: 1945
Signatur: 4 SAB 1301
Umfang: 42 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: Havixbeck
Persönlichkeiten: Galen, Bischof von, Preysing, Konrad von
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Am Beispiel des Berliner Bischofs Konrad Kardinal von Preysing beschäftigt sich die Schülerin in ihrem umfangreichen Beitrag mit dem Widerstand der katholischen Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus. Aus der Erzählung ihres Vaters erfuhr sie, dass sich Preysing mit dem Münsteraner Bischof von Galen in Havixbeck bei ihrem Urgroßvater Rudolf Freiherr von Twickel inoffiziell getroffen hatte. Dies zum Anlass genommen, recherchierte die Schülerin zunächst detailliert die (theologische) Biographie Preysings bis zu seiner Versetzung von Eichstätt in das noch junge Bistum Berlin 1935. Dass sich Berlin in vielfacher Hinsicht zur juristischen, politischen, theologischen und diplomatischen Herausforderung für den Bischof entwickelte, stellt die Autorin am Beispiel des Kampfes um die Pressefreiheit während der NS-Diktatur dar. Besonders sei hierbei das persönliche Engagement Preysings gewesen, welcher als Träger des Pressemandats die Verantwortung für die katholische Presse im Bistum Berlin trug und sich mit Briefen sowie Eingaben direkt an den Reichspropagandaminister Goebbels, den Reichskirchenminister Kerrl und den Reichspresseminister Amann wandte. Spätestens auf der Fuldaer Bischofskonferenz 1933 trat der Vorsitzende Kardinal Betram aus Breslau als Antagonist Preysings auf. Den Bischöfen Preysing und Galen wurde gewahr, dass Bertrams Politik der vorsichtigen Eingaben (u.a. ein Geburtstagbrief an Hitler am 20. April 1940) und Kooperation mit den Mächtigen des Reiches die fortschreitende Limitierung katholischer Freiräume nicht würde stoppen können. Die sich aufbauende oppositionelle Haltung gegenüber Bertram aber auch dem Regime, welche sie in der Bischofskonferenz zusehends isolierte, wurde durch die Mitarbeit an der Enzyklika ‚Mit brennender Sorge’ von Pius XI (1937) weiter eingeschärft. Am Beispiel des ‚Hilfswerkes beim Bischöflichen Ordinariat Berlin’ und Preysings Freundschaft zu Helmut James Graf von Moltke und seinem Kreisauer Kreis beschreibt die Schülerin weiter den Widerstand, den Preysing gegen das NS-Regime leistete. Der Eintrag im Gästebuch vom 04. Januar 1939 (Fotoaufnahme ist dem Beitrag beigefügt) belegt das Zusammentreffen der Bischöfe Preysing und Galen – Cousins dritten Grades – im ‚Haus Havixbeck’ (Stammsitz der Familie von Twickel), wo sich die beiden vom Regime kritisch begutachteten ungestört treffen konnten. Für die Verfasserin indessen steht Preysing als wahrheitsliebender Mensch durch sein vorbildliches Handeln als ein Beispiel christlichen Bekennermuts und Zivilcourage, welches noch heute Menschen ermutigen könne, es im Sinne seines Wahlspruches ‚in verbo tuo’ Christus gleich zu tun. Der Beitrag fußt auf einem großen Fundament aus Quellen, wissenschaftlicher Literatur und im Anhang beigefügten Zeitzeug*inneninterviews mit den Großeltern Elisabeth Freifrau von Twickel und Gottfried Freiherr von Twickel, ist ferner unterfüttert mit passend ausgewählten Karten, Bildern und Zitaten.