Evangelische Vertriebene in Sendenhorst nach 1945 – Eine gelungene Integration?

Nele Steiling

Schulen: Gymnasium Wolbeck;
Jahrgangsstufen: 12
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1945
Zeitraum bis: 1955
Signatur: 4 SAB 1239
Umfang: 31 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: Sendenhorst
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Unter Abgrenzung vom Begriff des Flüchtlings, den die Betroffenen in der Nachkriegszeit nach Aussage der Verfasserin als Beleidigung empfunden hätten, betrachtet die Schülerin in ihrem Beitrag die Situation der Deutschen, die in Folge des Zweiten Weltkriegs nach Definition des Bundesvertriebenengesetzes von 1953 vertrieben wurden. Nach Oktober 1945 suchten viele dieser Vertriebenen auch in Westfalen eine Bleibe. Besonders in den Fokus genommen wird dabei das münsterländische Sendenhorst, in dem verschiedene Faktoren zusammenkommen: Bereits durch die belgischen Soldaten, die hier eingerückt waren, herrschte in dem Dorf große Raumnot. Eintreffende Vertriebene – insgesamt knapp 1300 – mussten daher auf die umliegenden Bauernschaften verteilt werden. Der allgemeine Pessimismus nach dem Krieg, die schlechte Wohnungssituation und häufig auch materielle Nöte sorgten für Spannungen zwischen Einheimischen und Vertriebenen. Verschärft wurden diese Spannungen nicht nur durch die eher skeptische Haltung münsterländischer Bauern gegenüber dem Fremden, sondern zugleich durch die konfessionellen Unterschiede zwischen Alteingesessenen und Neuankömmlingen. Diese Differenzen arbeitet die Verfasserin auf Grundlage von Zeitzeug*inneninterviews mit Stimmen beider Seiten heraus. Gab es zu jeder Zeit immer auch Protestanten wie Katholiken, die den Brückenschlag und Kontakt suchten, ebenso wie Einheimische, die bereitwillig mit den Vertriebenen teilten und sie freundlich aufnahmen, diagnostiziert die Verfasserin in materieller, konfessioneller, kultureller und alltagsgeschichtlicher Hinsicht, dass das Mit- häufig noch ein Nebeneinander war, das in vielen Fällen nur durch die Direktiven der Besatzer zusammengehalten wurde. Mit der Zeit jedoch besserte sich ihrer Ansicht nach die zu jedem Zeitpunkt differenzierte Situation auch insgesamt: Parallelstrukturen beispielsweise im Sportvereinswesen wurden aufgelöst, der Dialog auch in polarisierenden Fragen wie der Konfessionalität von beiden Seiten gesucht. Insgesamt könne so die Bilanz einer gelungenen Integration ohne Identitätsaufgabe der „Neuen“ gezogen werden.