Rettung durch Gottes Wort? Paul Behrendts (1860-1923) Leben zwischen persönlicher Bekehrung und sozialpolitisch Handeln
Elina Behrendt
In ihrem Beitrag beschäftigt sich die Schülerin mit der Biographie ihres Ururgroßvaters Paul Benjamin Behrendt (1860-1923) und geht der Frage nach, inwiefern die christlichen Überzeugungen Behrendts auf sein privates Leben und sozialpolitisches Handeln Auswirkungen hatten. In einem ersten Schritt erläutert die Verfasserin zunächst seine persönliche Haltung zur christlichen Religion (insbesondere zur katholischen Kirche, deren Mitglied sie zukünftig nicht mehr sein möchte), um daraufhin die Kindheit, Jugend und Ausbildung Behrendts als ersten Teil seines Lebenslaufes vorzustellen. Eine folgenreiche Drogensucht führte Behrendt nach vielen Entziehungskuren schließlich in die von Pastor Friedrich von Bodelschwingh gegründete Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf, in der er seinen Zugang zum Glauben fand, den die Autorin aufgrund des radikalen Lebenswandels als christliches Erweckungserlebnis interpretiert. Im zweiten Teil seines Lebenslaufes gelang es Behrendt neben einer festen Anstellung als Privatsekräter für Bodelschwingh als Schrift- und Geschäftsführer im Verein „Arbeiterheim“ – welcher sich für den Bau kostengünstiger Arbeiterwohnungen in Westfalen (besonders in Bielefeld) einsetzte – zu arbeiten. Mit dem nun geordneten Leben schaffte es Behrendt seinen vor der Drogensucht gehegten Plan vom Leben mit einer guten Arbeit, einer Familie und einem Haus doch noch umzusetzen, so die Verfasserin. Den zusätzlichen Informationen zum Verein „Arbeiterheim“ folgt das persönliche Fazit der Autorin: Behrendt hatte nach seiner Drogensucht erst durch das christliche Erweckungserlebnis in der evangelischen Arbeiterkolonie wieder den rechten Weg finden und sich dadurch im Verein „Arbeiterheim“ engagieren können. Damit hatten die religiösen Auffassungen einen großen Einfluss auf das Leben Behrendts und bewirkten in diesem Fall – das räumt die Autorin mit Blick auf ihre zuvor erläuterte persönliche Haltung zur Religion abschließend ein – viel Gutes. Der Beitrag stützt sich auf eine außerordentlich breite Basis von Archivalien, größtenteils aus dem Hauptarchiv der von Bodelschwinghschen Stiftung Bethel, und ist mit einem acht Seiten starken Arbeitsbericht versehen.