„Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen“. Die Auswirkungen der Französischen Revolution auf die Flucht der französischen Geistlichen und deren Aufenthalt im Fürstbistum Münster

Franziska Griepentrog, Charlotte Haack

Schulen: Friedensschule; Friedensschule;
Jahrgangsstufen: 9
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1780
Zeitraum bis: 1795
Signatur: 4 SAB 1252
Umfang: 55 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: Henry, Jean-Baptiste
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Weniger im Bewusstsein präsent als die großen Flüchtlingsbewegungen jüngerer Vergangenheit aber dennoch nicht irrelevant für die Gegenwart stufen die Verfasserinnen die Flucht einiger französischer Geistlicher infolge der Französischen Revolution ins Münsterland ein. Nach einer ausführlichen Betrachtung des Verlaufs der Revolution von strukturellen Grundlagen für die sich revolutionär Bahn brechenden Missstände bis hin zu den Koalitionskriegen befassen sich die Verfasserinnen auch mit dem Verhältnis von Religion und Revolution. 1792 wurden alle Priester in Frankreich vor die Wahl gestellt: Sie hatten einen Eid auf die Verfassung zu schwören – oder unter Strafandrohung das Land zu verlassen. Der Prämonstratenser-Abbé Henry war einer der Geistlichen, die den Eid verweigerten. Angesichts von Gewalttaten an vielen Geistlichen entschied er sich schließlich, das Land zu verlassen. Seine Flucht dokumentierte er in einem Tagebuch, von dem ausgehend die Verfasserinnen seine Biographie rekonstruieren. Nach einer Reise über England, die Niederlande und zahlreiche weitere Stationen, erreichte Henry 1794 schließlich Münster. Doch auch hier wurden sämtliche französischen Exilgeistlichen 1795 der Stadt verwiesen – Henrys Reise fand schließlich in einem Prämonstratenser-Kloster im ostwestfälischen Clarholz ihr Ziel. Denn auch Münster stand zum Zeitpunkt der spontanen Flüchtlings-Aufnahme vor zahlreichen Problemen, die die Verfasser differenziert betrachtet. Von der Kurzfristigkeit der Situation überfordert, fehlten neben Regularien und Abläufen für die Aufnahme zugleich die finanziellen Mittel. Schwierigkeiten wie das Erlernen der Sprache sowie kleinere kulturelle Unterschiede traten hinzu. Auch stellte sich die Frage, was mit den vielen Geistlichen anzufangen sei; sie alle mit adäquaten Messdiensten zu versorgen wäre finanziell nicht machbar gewesen. Obwohl das Fürstbistum sich den Flüchtlingen also prinzipiell offen zeigte wurden Probleme im Zuge ihrer Aufnahme insbesondere von jenen zugespitzt, die selbst Angst hatten, zu kurz zu kommen – 1795 schließlich mussten die Priester die Stadt verlassen. Vor dem Hintergrund der damaligen Zeit loben die Verfasserinnen die Flüchtlingspolitik der Stadt jedoch als aufgeschlossen und menschenfreundlich – ein Urteil, das sie auch auf die Wertung der Gegenwart, mit Blick auf Angela Merkel, übertragen. In der Arbeit werden viele französische Quellen zunächst im Original genutzt, ihre Übersetzung findet sich jedoch im Anhang.