„Doch letztlich glaubt ein Jeder, was ihm Hoffnung schenken kann.“ Religion zu Zeiten des Nationalsozialismus in Münster

Liane Kipka

Schulen: Freiherr-vom-Stein-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 11
Beitragsart: Textbeitrag, Theaterstück
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1933
Zeitraum bis: 1946
Signatur: 4 SAB 1282
Umfang: 99 S.
Auszeichnungen: Landespreis
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: Galen, Bischof von
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

In ihrem sehr umfangreichen Drama will die Verfasserin ein Meinungsbild der Münsteraner Gesellschaft zur Zeit des Nationalsozialismus zeichnen. Dazu bedient sie sich der fiktiven Form des Schauspiels, greift aber, gestützt auf einen außerordentlich breiten Apparat an Literatur und Quellen, Stimmungen und Stimmen der betrachteten Zeit auf. In der Arbeit selbst finden sich neben dem Dramentext farbig hinterlegte eingeschobene Erläuterungen zum historischen Kontext mit denen die Verfasserin dezidiert auf ihren Anspruch verweist, ihre Arbeit auf einem wissenschaftlichen Apparat fußend und wissenschaftlichen Maßstäben folgend aufgebaut zu haben. Sie versieht die Stereotypisierung der Gesellschaft, die sie in dem Drama vornimmt in diesem Rahmen mit Verstehenshinweisen, die ihre Aussagen vereindeutigen, zugleich jedoch den Lesenden eine emanzipierte Interpretation in Teilen vorenthalten. Darüber hinaus will sie sowohl einen gewissen Anspruch auf historische Exaktheit als auch ein gesteigertes Maß an Authentizität durch die Zitation von Original-Dokumenten wie Reden, Flugblättern oder Statistiken erreichen. Auch diese weist sie farbig aus. So bindet sie historisch mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten – vom Bischof von Galen bis hin zum Frontsoldaten dessen Feldpostbriefe erhalten sind – in ihre Szenerien ein. Die Arbeit bedient sich einiger Topoi des städtischen Lebens, um die Gemengelage der öffentlichen Stimmung abzubilden: Im Wirtshaus zunächst neutraler Gastwirte treffen die verschiedensten, anfangs noch gemäßigteren Meinungen aufeinander. In immer wiederkehrenden Betrachtungen des Schicksals einer jüdischen Familie, häufig geknüpft an den Bahnhof als Ort des Aufbruchs, Abschieds und der Unsicherheit, wird der zunehmenden Menschenfeindlichkeit Gestalt gegeben. Das Motiv des Privaten, besonders verdichtet im Weihnachtsfest, geht schließlich auch in seinen sozio-politischen historischen Umständen auf – ob im Streit darüber, Weihnachten oder das Julfest zu begehen oder angesichts des Vermissens von Frontsoldaten aus der Familie. Das Drama schließt mit einer „Abrechnung“, dem Versuch, das unfassbare Schicksal Münsters im und nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere auch der Münsteraner Juden, mittels Zahlen zu quantifizieren. In ihrem Arbeitsbericht reflektiert die Schülerin ihre Inspirationsquellen, ihre Vorgehensweise und ihre persönliche Meinung.