Freund, Nachbar, Jude. Die Geschichte der Juden in Drensteinfurt

Barbara Kandel

Schulen: Marienschule;
Jahrgangsstufen: 11
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1811
Zeitraum bis: 1941
Signatur: 4 SAB 1283
Umfang: 39 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: Drensteinfurt, Jüdischer Friedhof, Drensteinfurt
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Die Schülerin befasst sich in ihrem Beitrag mit der Geschichte jüdischen Lebens in ihrer Heimatstadt Drensteinfurt. Nach ersten Quellen-Erwähnungen von Juden in der Kleinstadt im Münsterland Ende des 16. Jahrhunderts lassen sich die Spuren jüdischer Mitbürger dort seit Anfang des 19. Jahrhunderts besser verfolgen. Detailreich zeichnet die Verfasserin überwiegend anhand von Zeitschriften und Druckschrift-Artikeln nach, welche Rolle die Familien Reinhaus, Terhoch, Löwenstein bzw. Samuel und Salomon in mehreren Generationen im Stadtleben spielten. Sie schätzt das Verhältnis zwischen ihnen und den anderen Drensteinfurtern als insgesamt gut ein, auch wenn besonders in Perspektive auf Tradition und Religion einige Unterschiede und Uneinigkeiten fortbestanden und nicht wechselseitig auf Unverständnis stießen. Dabei ordnet sie besonders die divergierenden Glaubens-Ansichten als Quelle von Konflikten ein, die das Gesamtbild jedoch nicht entscheidend störten: Als Arbeitgeber, engagierte Mitbürger und Freunde blieben sie aus manchen Gesellschaftsbereichen zwar per Gesetz ausgeschlossen, doch wurden sie selbst zur Zeit des Nationalsozialismus bis zu ihren fast vollständigen Ermordungen im Zuge des Holocausts noch als Menschen geschätzt, mit denen sich die Drensteinfurter – ob durch verbotene Lebensmittelspenden oder die Inobhutnahme und schließlich sichere Verschickung der Tora-Rollen – solidarisierten. Neben den menschlichen stellt die Verfasserin auch die architektonischen Spuren jüdischen Lebens dar, die sich in Drensteinfurt bis heute finden lassen: Der jüdische Friedhof, der älteste Grabstein stammt von 1868, zählt gegenwärtig noch 26 Grabmale. Seine – wenn auch gegenwärtig fast vergessene – Existenz wertet die Verfasserin ebenso als Zeichen des Respekts, der den Juden in Drensteinfurt entgegengebracht wurde. Ähnlich schätzt sie auch die 1872 eingeweihte und in der Arbeit unter architektonischen Gesichtspunkten betrachtete Synagoge in unmittelbarer Nachbarschaft der katholischen Kirche ein. Die Weltgewandtheit und Toleranz die ihrer Eröffnung zu Grunde lagen waren der jüdischen Öffentlichkeit ein größeres Ärgernis als den nicht-jüdischen Münsterländern. Nichtsdestotrotz wurde auch diese Synagoge im Zuge der Reichspogromnacht schwer beschädigt. Doch nicht nur die Synagoge, auch die Privaträume der jüdischen Familien wurden am 9. November 1938 verwüstet – ein Gewaltakt den die Arbeit trotz des guten Verhältnisses zwischen Drensteinfurter Juden und Nicht-Juden nicht nur auswärtigen Antisemiten anlastet. Im Zuge der Judenverfolgung wurden auch die Juden im Münsterland schrittweise gemieden, enteignet, vertrieben und deportiert – einzig eine von ihnen, Herta Herschocowitsch, geb. Salomon, überlebte. Gegenwärtig erinnern Stolpersteine und der jüdische Friedhof an diese Drensteinfurter Mitbürger – eine Gedenken das nach Auffassung der Verfasserin auch für den gegenwärtigen Umgang mit Zugezogenen und Mitgliedern anderer Religionen wegweisend sein sollte.