Die Geschichte der Russischen Orthodoxen Gemeinde in Münster

Ivan Dubrovin

Schulen: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 11
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1940
Zeitraum bis: 2017
Signatur: 4 SAB 1231
Umfang: 58 S.
Auszeichnungen: Landespreis
Untersuchte Orte: Russland
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Der Vater des Verfassers war einer der Mitbegründer der russisch-orthodoxen Gemeinde in Münster in den 1990er-Jahren. Durch die Korrespondenz mit einer Australierin russisch-orthodoxen Migrationshintergrund wurde er jedoch darauf aufmerksam, dass diese Gemeinde bereits in den 1950er-Jahren einen Vorläufer hatte. Vor der Betrachtung der Geschichte der russisch-orthodoxen Gemeinde in Münster, nimmt der Schuler Eigenheiten dieser Glaubensrichtung, etwa den Stellenwert der Ikonen und die russisch-orthodoxe Liturgie, in den Blick. Er betrachtet, welche Umstände insbesondere im 20. Jahrhundert zu russisch-deutschen Migrationswellen führten, in deren Folge konsequenterweise insbesondere die russisch-orthodoxe Kirche in Deutschland erstarkte, der er ebenfalls einen dezidierten Migrationscharakter und zugleich den Status eines Stücks Heimat für die vielen migrierten Russen zuspricht. Respektive dessen, dass die russisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Münster in der Nachkriegszeit entstand, beleuchtet er auch die Geschichte der Glaubensgemeinschaft in diesem Zeitraum in ganz Deutschland genauer. Eine zentrale Rolle spielten hier die Displaced Persons (DP), im Zuge des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland teils Verschleppte, teils Vertriebene. Die russisch-orthodoxen Gläubigen unter ihnen sträubten sich gegen ihre Repatriierung, da sie fürchteten, in ihrer alten Heimat Repressionen ausgesetzt zu werden. Die DP wurden von den amerikanischen und britischen Besatzungssoldaten in Lagern untergebracht – in diesen profilierte sich die russisch-orthodoxe Kirche rasch als Organisation, die im Lager-Leben viel bewegen und initiieren konnte. Auch wenn es in Münster nicht viele russische DP gab, organisierte sich auch hier ein Gemeindeleben, das jedoch mit der Migration der Priester in die USA um 1950 ein jähes Ende fand. Wollten sie einem Gottesdienst beiwohnen, mussten die russisch-orthodoxen Christen nun von Münster nach Dortmund oder Hannover fahren. Erst im Zuge einer größeren Migrationsbewegung Ende er 1990er wurde das dortige Gemeindeleben reanimiert – insbesondere unter Mitwirkung des Vaters des Verfassers. Nach Zustimmung der katholischen Kirche konnte schließlich in der Kapelle des Collegium Marianum am 1.12.1996 der erste russisch-orthodoxe Gottesdienst in Münster seit Jahrzehnten gefeiert werden. Doch auch deren Bestehen war knapp 20 Jahre lang vom Mangel geprägt: Die räumlichen Einschränkungen erschwerten ein lebendiges Gemeindeleben, wie viele Mitglieder es sich wünschten. Zugleich litt die Kirche unter häufigen Priesterwechseln – dennoch zeigten ihre Mitglieder sich hochengagiert. Nichtsdestotrotz wurde erst 2015 einerseits eine Räumlichkeit gefunden, die ausreichend Platz bot und konnte andererseits deren Finanzierung sichergestellt werden. Seit dem Umzug wächst die Gemeinde nach Aussage des Verfassers immer weiter. Abschließend reflektiert er in seinem Beitrag, welchen Stellenwert die Entstehung einer solchen Gemeinde für das Alltagsleben ihrer Mitglieder haben kann, sieht dabei in ihr kein Integrations-Hindernis.