Kampf um eine Schule. Eine christliche Schule zur Zeit nationalsozialistischer Ideologie. Zur Geschichte des Gymnasiums Sankt Mauritz in Münster als Schule der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung St. Mauritz von 1933 bis 1943

Simon Raschke

Schulen: Gymnasium St. Mauritz;
Jahrgangsstufen: 10
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag,
Wettbewerb: Gott und die Welt. Religion macht Geschichte (2016-2017) (Detail)
Zeitraum von: 1933
Zeitraum bis: 2017
Signatur: 4 SAB 1363
Umfang: 34 S.
Auszeichnungen: Landespreis
Untersuchte Orte: Gymnasium St. Mauritz, Münster, St. Mauritz
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Vor dem Hintergrund einer breiten Betrachtung auch der gegenwärtigen Rolle von Religion in der Gesellschaft befasst sich der Verfasser mit der Stellung der Religion im Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus. Es stellt diese immanente Ideologie in Kernpunkten wie dem Menschenbild der transzendenten christlichen Religion gegenüber. Lokalhistorisch greifbar verdichtet sich die Opposition aus Ideologie und Religion im Beispiel der Mädchenschule im Münsteraner Stadtteil St. Mauritz. Hier trifft eine Konfessionsschule in deutlich konfessionell-religiös geprägter Umgebung auf eine Ideologie totalitären Anspruches, die insbesondere Sozialisationsinstanzen wie Schulen für sich vereinnahmen will. Am Beispiel eines im Kontext der Schule bzw. des Mutterordens publizierten Artikels zum Beginn der NS-Herrschaft will der Autor mittels einer Quelleninterpretation aufzeigen, wie die Schule sich früh aber subtil entgegen dem Regime Farbe bekannte. Im Zuge der immer weiter greifenden Gleichschaltung von Lehrerschaft und Schulen versuchten die Vorsehungsschwestern noch die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit und damit das Wesen ihrer Schule zu erhalten, wie der Autor an einer Fülle an Archivalien aufzeigt. Schließlich jedoch ordneten die Vorsehungsschwestern dem Erhaltungs-Gedanken die Eigenständigkeit der Ideologie gegenüber unter – als 1936 ein erster Abbau verfügt wurde, nahm der Existenzkampf bedrohlich konkrete Formen an. Wie sehr das Schulleben ohnehin – beispielsweise in der Organisation des Tagesablaufs, durch nationalsozialistische Gedenktage oder den seit 1938/1939 gültigen „Übergangslehrplan“ – durch den NS-Apparat vereinnahmt wurde, zeigt der Autor im Folgenden. Eine Sonderstellung nimmt dabei die Betrachtung des Krieges ein, während dessen – zumindest angesichts der anfänglichen Erfolge – sogar die Schülerinnen der Ordensschwestern-Schule zu Kriegsengagement ermutigt wurden. Inwiefern die Schule als Sozialisationsinstanz von dem Nationalsozialismus affiziert wurde, stellt der Verfasser daher abwägend dar: Auf der einen Seite verweigerte sich die auf Unabhängigkeit bedachte religiös geprägte Schule der bedingungslosen Unterordnung unter einen weltlichen „Führer“ und setzte darauf, ihre Schülerinnen zu reflektiertem Denken zu erziehen – dem gegenüber standen die tatsächliche Durchdringung des Schullebens durch nationalsozialistische Alltagskultur und das Anerziehen eines blinden Gottvertrauens.