Schwarzer Klotz vor Barockfassade. Die Diskussion um Sol LeWitts Kunstwerk „Black Form – dedicated to the missing jews“ (Skulpturenausstellung Münster 1987)
Giordano Köbsel, Mauritz Krüsmann
Im Zuge der Skulpturen-Ausstellung 1987 in Münster installierte der Künstler Sol LeWitt vor dem Schloss einen schwarzen Quader aus Gasbetonstein vor dem Schloss, die damals auf viel Widerstand stieß. Als Mahnmal intendiert sollte sie an die Juden erinnern, die im Zuge des Holocausts vielerorts verfolgt und verdrängt wurden und bis heute nicht wieder in die Gesellschaft Europas zurückkehren konnten. Der schwarze Riegel sollte darauf verweisen, dass ein Stück der Gesellschaft fehle. Der positiven Einstellung der Münsteraner Rats-Mitglieder und Universitäts-Vertreter zu diesem Denkanstoß stand dabei vor allem ein Hinterfragen des ästhetischen und künstlerischen Werts der Skulptur durch Teile der Bevölkerung, das sich in Graffitis und Beschädigungen des Mahnmals äußerte, gegenüber. Den eigentlichen Skandal präsentieren die Verfasser in der flammenden Diskussion, die durch die Frage entfacht wurde, ob die Skulptur dauerhaft dort zu installieren sei. In Zeitungen und öffentlichen Foren wendeten sich viele Münsteraner Bürgerinnen und Bürger gegen die ihrer Ansicht nach ästhetisch zweifelhafte Skulptur, wie der Beitrag anhand Zeitungsartikeln, Leserbriefen und Archivalien dieser Zeit aufarbeitet. Während Friedensinitiativen und Parteien weiter für den Kauf plädierten, scheiterte er vor allem am Widerstand des Regierungspräsidenten und in dieser Funktion Grundstücksbesitzer Erwin Schleberger. Dieser fürchtete ebenso wie die Universitäts-Verwaltung und das Amt für Denkmalpflege um den Denkmals-Wert des Schlosses. Aus Verärgerung über die abgelehnte dauerhafte Skulptur-Aufstellung schenkte LeWitt sie schließlich der Stadt Hamburg, wo sie bis in die Gegenwart vor dem Rathaus in Altona steht. In den 2000ern wurde die Diskussion noch einmal relevant. Der von den Verfassern interviewte damalige Regierungspräsident wollte nun doch noch die Skulptur vor dem Schloss aufgestellt wissen. Der Plan scheiterte jedoch an den Weigerungen Hamburgs die „Black Form“ in Altona abreißen zu lassen, sowie LeWitts, eine zweite solche Skulptur anzufertigen.