Vogeljäger, Vogelsammler und Erholungssuchende in den Rieselfeldern Münster

Swantje Naunin

Schulen: Schillergymnasium;
Jahrgangsstufen: 12
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Genutzt - geliebt - getötet. Tiere in unserer Geschichte (2000-2001) (Detail)
Zeitraum von: 1900
Zeitraum bis: 2001
Signatur: 4 SAB 283
Umfang: 123 S.
Auszeichnungen: 4. Bundespreis
Untersuchte Orte: Rieselfelder
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Der Beitrag beschäftigt sich mit den Veränderungen im Umgang mit den Tieren, insbesondere den Vögeln, im Feuchtbiotop der Münsteraner Rieselfelder während des 20. Jahrhunderts. Diese Rieselfelder dienten seit Ende des 19. Jahrhunderts der Verrieselung und damit Reinigung städtischer Abwässer. In dem Beitrag werden zahlreiche Primär- und Sekundärquellen aus der Arbeit der Natur- und Vogelschutzverbände zusammengestellt, und in 35 Gliederungspunkten werden die einzelnen Nutzungsinteressen der Landwirte, Jäger, Vogelschützer sowie weitere Einzelaspekte abgehandelt. In ihrem Zusammenspiel unterlagen deren Interessen einer historischen Wandlung, ebenso wie in ihrer jeweiligen Mensch-Tier-Beziehung. Die Schülerin beschreibt die Anlage und Nutzung der Rieselfelder, die ein bemerkenswertes Biotop entstehen ließen. Die Mensch-Tier-Beziehung bei diesem Thema ergab sich daraus, dass sich auf den nährstoffreichen Rieselfeldern zahlreiche Tiere und ihre menschlichen Jäger einfanden. Vor der Verbreitung der Kunstdünger versprachen diese Flächen zudem höhere landwirtschaftliche Erträge und wurden daher verpachtet. Neben der landwirtschaftlichen Nutzung erfolgte aber auch eine Verpachtung von Jagden. Die Bejagung war zeitweise so intensiv, dass z.B. das Kaninchen dort verschwand. Bereits 1935 wurden Randbereiche der Rieselfelder unter Naturschutz gestellt und Vogelbeobachtungsposten errichtet. Im diesem Kontext weist die Verf. auf die seit 1888 bestehenden Vogelschutzaktivitäten hin. Erst im Zuge der Mechanisierung der Abwasserklärung und hygienischer Einwände ging die landwirtschaftliche Nutzung der Rieselflächen zurück („Klärwerk statt Kloake“, S. 39 ff.). In den 70er Jahren wurde die Berieselung eingestellt, und das Feuchtbiotop dominiert seitdem das Gelände. Bereits in den 60er Jahren wurde das Areal regelmäßig besuchtes Exkursionsziel von ortsansässigen Vogelkundlern, heute leitet sich die überregionale Bedeutung insbesondere aus dem Charakter als Vogelrastplatz ab. Nach einer mehr als 100 S. umfassenden, teils sehr ins Detail gehenden Darstellung der gegensätzlichen Nutzungspraxis folgt eine Beschreibung der Entwicklung des Mensch-Tier-Verhältnisses in der Zusammenfassung („Vogelfrei? - Das Fazit“, S. 111 ff.): „Die Jäger in den Rieselfeldern in der Zeit zwischen 1900 und 1940 waren von einem globalen Ökologieverständnis weit entfernt, [...] Tiere waren Sachen.“ (S. 112). Die Gestaltung der Rieselfelder hat aber sicherlich zum Erhalt vieler, damals nicht geschützter Vogelarten beigetragen, schätzt die Verf. die Bedeutung des Areals ein. In vielen Naturschutzgebieten sei dies heute nicht mehr möglich, da diese zumeist zu kleinräumig sind. Obwohl die Tiere heute durch eine Reihe von Gesetzen geschützt und durch Schutzmaßnahmen in ihrem Bestand gefördert werden, haben sich ihre Lebensbedingungen außerhalb der Schutzareale stets verschlechtert, meint die Autorin. Auch wenn die Abbildungen und zahlreichen Fotos vom Gelände überwiegend illustrativ verwendet werden, so prägen sie die Arbeit doch sehr. Vor allem die Arbeit der Natur- und Vogelschutzverbände wird hiermit gut dargestellt.