Vom Protest zum Aufruhr: Der 17. Juni 1919 in Münster

Theresa Lütke Schelhowe

Schulen: Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 8
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Aufbegehren, Handeln, Verändern. Protest in der Geschichte (1998-1999) (Detail)
Zeitraum von: 1914
Zeitraum bis: 1919
Signatur: 4 SAB 237
Umfang: 98 S.
Auszeichnungen: 3. Bundespreis
Untersuchte Orte: Ludgeriplatz
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Nach dem Ersten Weltkrieg kam es in Deutschland an vielen Orten aufgrund der schlechten Versorgungslage zu Hungerunruhen. Die Verf. untersucht ein solches Ereignis in Münster aus dem Juni 1919. Sie hat dazu die einschlägigen Polizeiakten im Stadtarchiv und die zeitgenössische Berichterstattung der Presse systematisch ausgewertet sowie Nachkommen der an Ereignissen beteiligten Personen befragt. So gelingt es ihr, die Ereignisse detailliert zu rekonstruieren. Einem in Münster plakatierten Aufruf folgend versammelten sich am 17. Juni 1919 mehrere tausend Menschen auf dem Ludgeriplatz, um gegen die schlechte Versorgungslage der Bevölkerung mit Lebensmitteln zu protestieren. Als die Menge sich zu einem Protestzug formierte, wurde ein Geschäft geplündert. In den folgenden Auseinandersetzungen mit Polizei und Militär fand ein Passant den Tod. Die Verf. schildert eingangs die politische und wirtschaftliche Lage im Deutschen Reich während und nach dem Ersten Weltkrieg. Sie beschreibt insbesondere die mit der Demobilisierung verbundenen Probleme. Sodann geht sie auf die Verhältnisse in Münster ein. Sie konfrontiert die in den Polizeiakten überlieferte Darstellung der Ereignisse mit den z. T. widersprüchlichen Meldungen der verschiedenen Münsteraner Zeitungen. Dabei wird deutlich, dass der Protestzug nicht politisch motiviert war, sondern die Unzufriedenheit der Einwohner mit der Lebensmittelversorgung der Stadt ausdrückte. Die teilweise Plünderung eines Textilgeschäftes geschah gegen den Willen der Organisatoren der Protestversammlung. Der Geschäftsinhaber hatte während des Krieges die Lebensmittelversorgung der Stadt organisiert und sich den Zorn vieler Bürger zugezogen. Er galt als Kriegsgewinnler und Schieber. Besondere Aufmerksamkeit widmet die Verf. den Umständen, unter denen ein Passant von einem Soldaten erschossen wurde. Sie vergleicht die verschiedenen Darstellungen des Geschehens und kommt zu dem Ergebnis, dass es sich um einen friedlichen Demonstranten handelte, der gerade den Demonstrationszug verlassen wollte. Am Ende der Arbeit stehen knappe Vergleiche mit den Ereignissen vom 17. Juni 1953 und den „Hungermärschen“ der Kirchengemeinde der Verf. aus Solidarität mit den Ländern der Dritten Welt. Der umfangreiche Anhang enthält einen Teil der im Beitrag ausgewerteten Archivalien.