Von der Desertion (unter Hitler) bis zur Rehabilitierung (mit Aktualisierung in Bezug auf Wehrdienstverweigerung). Von 1933 bis heute
Sarah Düttmann, Anke Heyder, Charlotte Pötzel
Die Verf. haben eine diachrone Studie vorgelegt, in der sie Desertion aus der Wehrmacht, die Rehabilitierung der Deserteure nach 1945 und Wehrdienstverweigerung in der Bundesrepublik unter der Fragestellung schildern, ob es sich bei den Vorgängen um Protest gehandelt habe. In der gut argumentierten Schlussbetrachtung kommen sie zu dem Ergebnis, dass die Motive der handelnden Personen entscheidend seien. Man könne dann von Protest sprechen, wenn die betroffenen Personen gegen Krieg und Militär Stellung nehmen wollten. Die Verfasserinnen schildern einleitend die Geschichte der Wehrdienstverweigerung in Deutschland und gehen dann auf die Wehrmachtsdeserteure ein. In Anlehnung an die Sekundärliteratur unterscheiden sie acht Motive, von denen Soldaten sich in ihrem Entschluss zur Desertion leiten ließen. In einem Interview mit einem Zeitzeugen stellen sie ein Einzelschicksal vor. Der Gesprächspartner hatte als Kampfflieger zivile Ziele angegriffen, was ihn so traumatisierte, dass er wiederholt von Heimaturlauben verspätet zur Truppe zurückkehrte und darum als Deserteur verurteilt wurde. Im folgenden Kapitel werden die Auseinandersetzungen um die Rehabilitierung der verurteilten Deserteure geschildert und insbesondere wird auf die ungleiche Versorgung von Hinterbliebenen der Deserteure und gefallenen Soldaten hingewiesen. Im letzten Kapitel der Arbeit beschreiben die Verfasserinnen die sukzessiven Regelungen der Wehrdienstverweigerung in der Bundesrepublik. Dabei stützen sie sich u.a. auf Interviews mit einem Wehrdienstverweigerer und mit einem Rechtsanwalt, der abgelehnte Verweigerer vertrat.