Walter Hagemann. Für seine Überzeugung seine Existenz aufs Spiel gesetzt!

Melina Santos-Moura

Schulen: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 12
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte (2010-2011) (Detail)
Zeitraum von: 1955
Zeitraum bis: 1959
Signatur: 4 SAB 816
Umfang: 62 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: WWU Münster
Persönlichkeiten: Hagemann, Walter
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Nach 13 Jahren im Amt wurde Prof. Dr. Walter Hagemann 1959 als Inhaber des Lehrstuhls für Publizistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster aus seiner Position enthoben. Grundlage für diese Amtsenthebung war seine dezidierte und beharrliche sowie öffentliche Argumentation gegen die Politik der BRD Ende der 1950er-Jahre. Nach einem Besuch Hiroshimas 1955 stellte er sich mit Vehemenz gegen die Aufrüstungspolitik der jungen Bundesrepublik. In Zeitungsartikeln, Stellungnahmen und Reden bezog er dabei eine eindeutig atomverneinende Position. Mit dieser Meinung bereits auf politisch schwierigem Parkett unterwegs, brachte ihn vor allem eine Rede in der DDR, in der er deren internationale Politik gegenüber der der Bundesrepublik lobte, in eine politisch wie sozial nahezu ausweglose Situation. Zudem bemühten die Verantwortlichen sich nun, ihn durch das Hinzuziehen weiterer Vorwürfe, wie sexueller Verhältnisse mit Schutzbefohlenen, zu diskreditieren und seines Amtes zu entheben. Moralisch wie politisch als fragwürdig dargestellt und wahrgenommen, begab sich der zunächst inhaftierte Hagemann schließlich sogar ins DDR-Exil. Neben einer Beschreibung des „Skandals“ um Hagemann, den die Autorin, wie dem Anhang zu entnehmen ist, vor allem auf Grundlage von Zeitungsartikeln, deren Objektivität sie zugleich kritisch betrachtet, nachzeichnet, vergleicht die Arbeit die Affäre auch mit 50 Jahre jüngeren Fällen, in denen Meinungsäußerung zum Skandal wird. So stellt sie fest, dass, wenn gewisse, von der Gesellschaft gesetzte moralische Grenzen überschritten werden, eine freie Meinung nicht länger als freie Meinung, sondern vielmehr als „Skandal“ gilt; am Beispiel Thilo Sarrazins erläutert sie dies für ihre Gegenwart. Mit Zeitzeug*inneninterviews versucht die Autorin, einen Blick auf die Glaubwürdigkeit der im Skandal handelnden Persönlichkeiten zu erlangen.