Wo die Pullover wachsen… Wanderschafhaltung in Westfalen. Wanderschafhaltung in Südportugal. Ein Ausblick

Natali Borges Teixeira

Schulen: Kardinal-von-Galen-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 9
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Genutzt - geliebt - getötet. Tiere in unserer Geschichte (2000-2001) (Detail)
Zeitraum von: 1950
Zeitraum bis: 2001
Signatur: 4 SAB 285
Umfang: 200 S.
Auszeichnungen: 3. Bundespreis
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Die Autorin vergleicht die Wanderschafhaltung im Westfalen der 50er und 60er Jahre mit der in Südportugal seit den späten 70er Jahren anhand zweier ausführlicher Interviews mit einem Schäfer und einer Schäferin. Die beiden Schäferbiografien sind eingebettet in eine umfassendere Darstellung zur Schafhaltung in zwei europäischen Regionen, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten. Die lebensgeschichtlichen Aspekte der Interviews liefern dabei einen weiter gesteckten Rahmen als allein das Thema der Schafhaltung. Zwar will die Verf. mit diesem Vergleich ihr Bedauern über das zu erwartende Aussterben eines Berufs - und des bei diesem Beruf gegebenen Verhältnisses zum Tier - zum Ausdruck bringen, doch in einem auch durch die Interviews abgedeckten historischen Bezug erweitert sie das Thema zu einem historischen Kulturvergleich. Dieser interkulturelle Vergleich steht gegenüber der lokalhistorischen Darstellung im Vordergrund. Der Vergleich der Wanderschafhaltung am heutigen Lebensort der Schülerin (Westfalen) und ihrem Herkunftsland (Portugal) wird an zwei zentralen Personen festgemacht und fördert als Ergebnis des interkulturellen Vergleichs eine Phasenverschiebung der Entwicklung hervor. Nach der Einleitung wird ein Vergleich der Bedingungen der Weidehaltung unternommen - Herdengröße, Schafrassen, Weideplätze, Futterangebote, Vermarktung, aber auch die Hüte- bzw. Hirtenhunde werden vorgestellt - und dann in einem ersten Teil eine ehemalige Schäferin aus Westfalen vorgestellt. Im zweiten Teil wird der Schäfer im portugiesischen Alentejo vorgestellt. In dessen Weidegebieten begann die Industrialisierung der Landwirtschaft erst in den späten 70er Jahren. Der biografische Bezug erlaubt den Vergleich und die Parallelbetrachtung höchst unterschiedlicher Landschaften, in denen die Wanderschafhaltung einmal kultur-historisches Relikt (Westfalen), einmal die dominierende landwirtschaftliche Nutzungsform ist (Südportugal). Durch den Vergleich der Schafhaltung in einem ökonomisch rückständigen EU-Randgebiet mit der früher in Westfalen weitaus bedeutenderen Weidehaltung kann aber die Darstellung des historischen Wandels des Mensch-Tier-Verhältnisses in einer Region nicht befördert werden, gleichwohl die historisch-kulturelle Phasenverschiebung ungemein interessant ist. Die Sch. vertritt dabei die These, dass die Weidehaltung in Portugal gleiche ökonomische Entwicklungsschritte vollziehen wird, wie sie sich in Westfalen in den vergangenen 30 Jahren vollzogen haben. Das intensive Schäfer-Schaf- bzw. Mensch-Umwelt-Verhältnis wird durch die Auswahl der Interviewpassagen herausgearbeitet. Die Arbeit informiert ausführlich und detailliert über zwei Facetten einer landwirtschaftlichen Nutzungsform mit intensivem Mensch-Tier-Bezug und liefert einen gedankenreichen, durch den kritischen und bisweilen ironischen Unterton erfrischenden interkulturellen Vergleich. Die aussagekräftige Bebilderung schwankt dabei zwischen Illustration und textbezogener Erläuterung. Der umfangreiche Anhang enthält Transkripte der Zeitzeug*inneninterviews und Presseartikel.