Zigeuner in und um Senden früher
Dorothee Bausch, Ute Kopshoff
„Als wir das Thema festlegten wussten wir noch nicht, dass ´Zigeuner´ eigentlich ein Schimpfwort ist“ sagten die beiden Autorinnen nach dem Beenden des Beitrages zum Geschichtswettbewerb. In Polizeiakten der Gemeinde Senden und des Staatsarchivs Münster sowie in den Erinnerungen älterer Bürger*innen aus Senden, Alt-Münster und der dörflichen Umgebung versuchten die Verf. die Lage von Sinti und Roma innerhalb des Münsterlandes zu rekonstruieren. Schnell merkten die beiden Autorinnen jedoch, dass jene mit so vielen negativen und institutionellen Vorurteilen bzw. Benachteiligungen der hiesigen Einwohner*innen zu kämpfen hatten, dass ein unverzerrtes Bild kaum darstellbar war. Dabei wurden die Anschuldigungen der Münsterländer*innen heftiger, je weniger sie tatsächlich mit Sinti und Roma zu tun hatten. Da sowohl die Erinnerungen weiterer Interviewpartner*innen als auch die Aktenfunde mit der Zeit des Nationalsozialismus abbrechen und auch der Versuch fehlschlägt, Aussagen älterer Roma und Sinti in und um Münster als Korrektiv zu den Meinungen der Einheimischen einzuholen, erzählen die Verfasserinnen die autobiographischen Erinnerungen eines Sinti und Roma-Mädchens nach, das - wie auch andere Familienmitglieder - als „rassisch minderwertig„ ins KZ deportiert wurde. Trotz einer Problematisierung der Begrifflichkeit „Zigeuner*innen“ wird der Ausdruck im Text jedoch immer wieder gleichstehend zum Begriff der „Sinti und Roma“ verwendet.