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Unser Ort - Heimat für Fremde? (1988 - 1989)

„Die Deutschen“ – wer ist das? Eine deutsche Staatsbürgerschaft gibt es erst seit 1934, bis dahin war man laut Pass zuallererst Preußin oder Bayer, Württembergerin oder Badener. Die historische Erforschung des Zusammenlebens von Einheimischen und Fremden in Deutschland sollte das Verständnis zwischen den Kulturen fördern, denn „Fremdenfeindlichkeit macht blind für die eigenen Interessen“, so heißt es im Spurensuchen-Heft von 1988. Aus welchen Gründen und mit welchen Erfahrungen kamen Fremde? Wie reagierten die Einheimischen? Wie bewältigten Fremde die neue Situation? Wie lange blieben sie in ihrer neuen Heimat Fremde? Es lassen sich überall Spuren aufzeigen, die „Fremde“ hinterlassen haben: Juden und Hugenottinnen aus Frankreich, die den deutschen Staaten Fortschritt brachten, Techniker aus England und Belgien, die mit Stahl, Dampfmaschinen und Eisenbahnen umgehen konnten, Baumeisterinnen und Künstler aus Italien, Arbeiterinnen aus Polen, die letztlich auch am wirtschaftlichen Aufstieg mitbeteiligt waren. Die Teilnehmenden wurden durch dieses Wettbewerbsthema dazu aufgefordert bei dem Begriff „Fremde“ nicht nur an Ausländer zu denken, sondern auch an Zuwanderer, die aus anderen Teilen Deutschlands kamen. Nicht selten kam es vor, dass selbst Menschen aus dem Nachbarort als fremd empfunden wurden. Die jungen Spurensuchenden wurden ermutigt über die Chancen und Risiken bei einem Zusammentreffen von Einheimischen und Fremden nachzudenken und in ihrem lokalen und familiären Umfeld zu forschen. Insgesamt 39 interessierte junge Menschen reichten insgesamt 10 Beiträge zum Thema „Unser Ort – Heimat für Fremde?“ in Münster ein. Hauptsächlich forschten die Kinder und Jugendlichen in Einzelarbeit an ihren Beitragsthemen, eine der Arbeiten wurde im Klassenverband erstellt. In zwei Beiträgen – die später mit einem ersten und dritten Bundespreis ausgezeichnet wurden – wird der Bau des Dortmund-Ems-Kanals in Münster und Umgebung in den Jahren 1892 bis 1899 erforscht. Einmal liegt der Schwerpunkt auf dem Ende der Kanalarbeiten: Nach der Fertigstellung des Kanals sollten viele Ausländer zwangsweise wieder ausgewiesen werden, trotzdem siedelten sich viele von ihnen in einem später eingemeindeten Ort am Hafen an, was Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit bewirkten und dem Ortsteil den Spitznamen „Messerstecherviertel“ einbrachte. Die andere – hier exemplarisch angeführte – Schülerarbeit erforschte die Arbeitsbedingungen der ausländischen Arbeiter während des Kanalbaus, z.B. die ärztlichen Untersuchungen oder die Probleme der durch den winterlichen Baustopp bedingten Saisonarbeit sowie des Lohngefälles zwischen den verschiedenen Beschäftigtengruppen.
Anzahl Beiträge aus Münster: 12
Anzahl Teilnehmende aus Münster: 17
Anzahl der Preise in Münster: 9

Karte

Auf der Karte sind alle Orte markiert, zu denen Beiträge in diesem Wettbewerb geschrieben wurden.