Arbeitsplatz Kanal. Ausländische Arbeiter beim Bau des Dortmund-Ems-Kanals Münster und Umgebung 1892-1899

Kristina Kessemeier

Schulen: Westfälische Wilhelms-Universität Münster;
Jahrgangsstufen: nicht erfasst
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag,
Wettbewerb: Unser Ort - Heimat für Fremde? (1988-1989) (Detail)
Zeitraum von: 1892
Zeitraum bis: 1899
Signatur: 4 SAB 076
Umfang: 169 S.
Auszeichnungen: 3. Bundespreis
Untersuchte Orte: Dortmund-Ems-Kanal
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Nein
Beitragszusammenfassung:

Während der Bauzeit des Dortmund-Ems-Kanals wird in Akten der münsterschen Provinzialaugenanstalt ein gehäuftes Auftreten der „Ägyptischen Augenkrankheit“ (Trachom) mit den ausländischen Kanalarbeitern in Verbindung gebracht; auch in Akten der Wasserbaudirektion zu dem staatlichen Kanalprojekt wird das Einschleppen von Cholera und Pocken den zugereisten Arbeitern zur Last gelegt. Die Verf. diskutiert kritisch „Fakt und Vorwurf“ im Zusammenhang mit ansteckenden Krankheiten, gegen deren Ursachen wenig getan wurde. Schutzmaßnahmen beschränkten sich im Wesentlichen darauf, ein Übergreifen auf die Einheimischen zu verhindern. Als „fremde“ oder „auswärtige“ Arbeiter wurden sowohl ausländische Arbeiter verstanden als auch solche aus Westfalen, den angrenzenden sowie den östlichen Provinzen (Sachsen, Brandenburg) und „Reichsdeutsche“, die ihrer Nationalität nach eigentlich Polen waren. Neben vereinzelten Österreichern, Ungarn und Belgiern waren die meisten Ausländer Holländer, Italiener sowie Russen und russische Polen. Kristina Kessemeier untersucht die Arbeitsbedingungen dieser Arbeiter von ihrer Anwerbung über die Ausgabe von Arbeitsbüchern bis zu ärztlichen Untersuchungen und verweist auf die Probleme der durch winterlichen Baustop bedingten Saisonarbeit sowie das Lohngefälle zwischen den verschiedenen Beschäftigtengruppen. Sie rekonstruiert die Unterbringung der zumeist in Baracken oder nach dem „Püttbaas-System“ in Baustellennähe von der einheimischen Bevölkerung isoliert wohnenden und in Kantinen versorgten ausländischen Arbeiter. Diese Lebensbedingungen und Vorurteile gegenüber den verschiedenen „Nationalcharakteren“ führten an Wochenenden häufig zu erhöhtem Alkoholkonsum und tätlichen Auseinandersetzungen, sowohl mit Einheimischen als auch zwischen Ausländergruppen. Hinter der Errichtung von Feldgotteshäusern zur kirchlichen Betreuung der ausländischen Arbeiter steckte häufig die Furcht der Gemeinden vor den Auswärtigen. Nach Fertigstellung des Kanals wurden die Arbeiter - vor allem die polnischen - abgeschoben. Die Autorin integriert in das Vorwort umfangreiche Angaben zu ihrer Themenfindung und ihrem weiteren Vorgehen.