Gefangen, gelitten und vergessen. Kriegsgefangene im Einsatz bei der Stadtverwaltung in Münster 1940-1945
Bettina Vogt
Durch den Hinweis eines Mitschülers stößt die Verfasserin auf einen noch nicht verzeichneten Aktenbestand im Stadtreinigungsamt, der inzwischen vom Stadtarchiv übernommen wurde. Hauptsächlich auf dieser Quellengrundlage rekonstruiert die Verfasserin detailliert die Lebensverhältnisse im Lager „Kinderhaus“, das 1940 auf Betreiben des Tiefbauamtes, Abteilung Fuhrpark, für zunächst 100 französische, später für serbische und zunehmend auch sowjetische Kriegsgefangene errichtet wurde, die als Arbeitskräfte vor allem auf den städtischen Rieselfeldern, später auch bei der Müllabfuhr, der Straßenreinigung, der Trümmerräumung, in der Schreinerei des Beschaffungsamtes, beim Heiz- und Maschinenamt und beim Ernährungshilfswerk der N. S. V. eingesetzt wurden. Die Stadtverwaltung stellte auch Privatbetrieben, die ihrerseits für die Stadt tätig waren, Kriegsgefangene zur Verfügung. Die Verfasserin beschreibt den Lagerbau, Arbeitsorte und Transporte dorthin sowie die Lage der Kriegsgefangenen (Ernährung und Verpflegung, Entlohnung, Krankheit, Behandlung durch Wachen und Bevölkerung und Fluchtversuche), wobei sie durchgängig - besonders differenziert bei der Entlohnung - auf die unterschiedliche Lage der östlichen und westlichen Kriegsgefangenen eingeht und Zusammenhänge mit dem allgemeinen Kriegsgefangenen-Einsatz im Reich herstellt.