„Ich hätte vorher gerne gewusst, was aus mir wird.“ Eine verbotene Freundschaft in Zeiten des NS-Terrors zwischen Hoffnung und Vernichtung: Die Judenverfolgung im Spiegel des Briefwechsels zwischen dem jüdischen Pharmakologen Hermann Freund und seinem Schüler Willy König
Jule Schurek
Die Schülerin widmet sich in ihren Beitrag einem Briefwechsel zwischen einem jüdischen Pharmakologen und seinem Freund und Schüler in der NS-Diktatur und versucht anhand dieser Korrespondenz den sukzessiven Anstieg des Antisemitismus vieler deutscher Bürger gegenüber den jüdischen Mitmenschen zu verdeutlichen. Methodisch erörtert die Verf. dabei fünf Zeitabschnitte des aufkeimenden Regimes („Vor 1932“, „Kauft nicht bei Juden“, „1933-1935“, „Die Nürnberger Rassegesetze“, „Die Pogromnacht 1938“, „Nach der Pogromnacht“), indem sie zuerst einen historischen Kontext liefert, diesen mit den Briefen abgleicht und infolgedessen Schlüsse zwischen faktischen Ereignissen und der Sicht Freunds zieht. Die Verf. schildert dabei anschaulich die politische Fehleinschätzung des Pharmakologen in Hinblick auf antisemitische Politik der Nationalsozialisten. Freund sympathisiert sogar lange mit den Ansichten der Faschisten. Im Verlauf der Geschichte wandelt sich das Bild des Mediziners zuerst langsam, dann drastisch, bis er 1939 in die Niederlande fliehen muss. Freund stirbt 1944 im Konzentrationslager von Auschwitz.