„Die Stasi kommt – und ich muß geh’n…“. Die Lebensgeschichte der Toni Brandenburg
Thomas Heidbrink
Der Schüler macht die eng mit der deutschen Teilung verbundene Geschichte einer anonym bleibenden Verwandten (geb. 1937), die 1959 von Ost- nach West-Berlin geflüchtet ist, zum Thema seiner Arbeit. Konzentriert auf die Berliner Jahre seiner Akteurin bis 1965, hält er in chronologischen Kapiteln individuelle Stationen und Erinnerungen fest. Konkret spricht er hier Kriegserlebnisse, den Alltag in Ost-Berlin nach 1945 als Tochter eines angesehenen privaten Schuhmachers, die Zeit an einem katholischen Gymnasium im US-Sektor und den Ende 1952 staatlich erzwungenen Wechsel auf eine Oberschule im Ostteil der Stadt an. Darüber hinaus schildert er Erinnerungen an den 17. Juni 1953, Schmuggelaktionen, Nachteile als Christin, den Umgang mit dem Thema „Flucht“ im Beruf, Stasi-Bespitzelungen der Familie und die Flucht des Bruders 1955. Zuletzt geht er dann auf die Flucht seiner Akteurin, auf deren Arbeit in einem West-Berliner Institut für Ost-West-Fragen und auf einen Berlin-Flug am Tag des Mauerbaus ein. Kurz deutet er von Freunden geleistete Fluchthilfe und die Trennung der Familie bis zur Übersiedlung der Eltern 1981 an. Die private Geschichte ordnet der Verfasser dabei über den einzelnen Kapiteln vorangestellte Abschnitte in den historisch-politischen Kontext ein. Im Fazit resümiert der Schüler, dass seine – in Berlin an der Nahtstelle zwischen Ost und West lebende – Zeitzeugin aufgrund des familiären Freiraums, des kirchlichen Engagements und der Westkontakte ein distanziertes Verhältnis zur DDR entwickeln konnte. Vor dem Hintergrund zunehmender Konfrontationen mit dem Staat habe sie so letztlich folgerichtig den Entschluß zur Flucht gefaßt. Allgemein weist er zudem auf den fehlenden Rückhalt des SED-Regimes in der Bevölkerung hin, der nur durch Druck und Einschüchterung kompensiert werden konnte. Basis des klar strukturierten Beitrags ist das Interview mit der Verwandten. Zusätzlich wurden Material aus dem Besitz der Befragten, Literatur und zeitgenössische Presse einbezogen.