Après les misères, après les jours de bagne d’enfer. Analysen zum kriminellen Verhalten ausländischer Kriegsgefangener und Fremdarbeiter nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Herrschaft. Paradigma Münster 1945-1946

Marcus Weidner

Schulen: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 13
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag,
Wettbewerb: Unbewältigte Zeitgeschichte (Nationalsozialismus, Nachkrieg) (1980-1985) (Detail)
Zeitraum von: 1945
Zeitraum bis: 1946
Signatur: 4 SAB 074
Umfang: 143 S.
Auszeichnungen: 4. Bundespreis
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Nein
Beitragszusammenfassung:

Ausgehend von dem häufig anzutreffenden Bild von den nach ihrer Befreiung plündernd und mordend durch Deutschland ziehenden, vormaligen Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern, Displaced Persons, genannt, versucht der Verf. entgegen der schwierigen Quellenlage vor allem mit Hilfe von Archivalien des Bistumsarchivs, des Staatsarchivs und des Stadtarchivs Münster sowie einer breit ausgewählten Sekundärliteratur das wirkliche „kriminelle Verhalten“ der nach Münster Verschleppten zu untersuchen. Im ersten Teil beschreibt der Verf. die auch noch nach Nationen abgestuft vorgenommene Behandlung und Bestrafung der ausländischen Zwangsarbeiter in den letzten Kriegsmonaten. Bei der Analyse ihres „kriminellen Verhaltens“ nach der Befreiung kann er dann im Hauptteil keine typischen Merkmale einer Ausländerkriminalität feststellen, wobei die vage Kriminalitätsstatistik schon ein allgemeines Erfassungsproblem zeigt. Der Verf. weist als Erklärung für Raub und auch Mord auf die vor ihrer Repatriierung grundsätzlich wenig geänderte Situation der Zwangsverschleppten hin. Deutlich macht er bei der Herausstellung von Übergriffen die Kontinuität der Vorurteile Ausländern gegenüber, die selbst beim Bischof von Münster weiterlebten. Die in jeder Form wesentlich höhere Kriminalität deutscher Bürger wurde gar nicht zur Kenntnis genommen. Die Funktion einer Entlastung der eigenen Schuld an den Naziverbrechen durch die z. T. apokalyptische Darstellung der ausländischen Nachkriegskriminalität liegt für den Verf. nahe.