Attentat als fromme Frevel. Geschichte der Hille Feicken

Jana Schulz

Schulen: Friedensschule;
Jahrgangsstufen: 9
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte (2010-2011) (Detail)
Zeitraum von: 1534
Zeitraum bis: 2011
Signatur: 4 SAB 896
Umfang: 39 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: Knipperdolling, Bernd, Leiden, Jan van, Waldeck, Franz von
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Als 1534 das eschatologische „Neue Jerusalem“, das die Wiedertäufer um Jan Bockelson van Leiden und Bernd Knipperdolling in Münster proklamiert hatten, von Bischof Franz von Waldeck belagert wurde, wuchsen Hunger, Not und Elend in der Stadt. Die wie die führenden Wiedertäufer aus den Niederlanden mit ihrem Mann zugewanderte Hille Feicken wollte der biblischen Judith nacheifern. Wie ihr Vorbild, die den Oberbefehlshaber der Truppen des assyrischen Königs Nebukadnezar, Holofernes, ermordete, sah sie sich als von Gott zu einer sakralen Mission berufen. Indem sie scheinbar bußfertig und reuevoll zum Katholizismus zurückkehrend in das Lager der Belagerer einkehrte, wollte sie dort den für weibliche Reize empfänglichen Bischof töten. Nach Zuspruch van Leidens und Knipperdollings am 16. Juni 1534 aufgebrochen, wurde sie jedoch von einem übergelaufenen Münsteraner verraten. Nach zwei Verhören am 26. und 27. Juni wurde sie am 27. Oktober 1534 hingerichtet. Hille Feicken war keinesfalls die erste Frau, die sich im Kontext der Wiedertäuferbewegung erstmals selbstständig engagierte, wie der Beitrag zeigt. In diesem Umfeld gab es schon zu dieser Zeit einige Frauen, die, entgegen des Spottes ihrer Ehemänner, aktiv für ihren Glauben und ihre Überzeugung eintraten. Dennoch bestand – nach Ansicht der Verfasserin – auch in der Tatsache, dass ausgerechnet eine Frau einen Anschlag auf das Leben des Bischofs verüben wollte, für die Katholiken ein Skandal. Aus Sicht der Gegenperspektive, der Wiedertäufer, stellte sich dagegen vielmehr Feickens Wagnis als herausragende Leistung und ihre Hinrichtung als Skandal dar.