„Erwin aus dem Negerdorf“. Integration und Ausgrenzung „farbiger“ Besatzungskinder und ihrer Mütter in der Münsteraner Nachkriegsgesellschaft

Clara van den Berg

Schulen: Friedensschule;
Jahrgangsstufen: 13
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag,
Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte (2010-2011) (Detail)
Zeitraum von: 1945
Zeitraum bis: 2011
Signatur: 4 SAB 824
Umfang: 80 S.
Auszeichnungen: Landespreis
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: Kostedde, Erwin
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

1946 wurden Hans Busch und Erwin Kostedde geboren – beide Kinder farbiger GIs und deutscher Frauen. Die Sozialstudie der Schülerin Clara van den Berg zeichnet anhand der Biografien von Busch und Kostedde Kontinuitäten und Brüche im Umgang mit Farbigen nach. Ausgehend von der Rassenideologie des Nationalsozialismus stellen sie auch die regionalen Wert- und Moralvorstellungen im Raum Münster der Nachkriegszeit und der Gegenwart dar. Die Schülerin betrachtet dabei nicht nur die rassistischen Diskurse der Nachkriegszeit, sondern auch die Selbsterfahrung der betroffenen Kinder. Die Wettbewerbsarbeit stützt sich auf einschlägige Literatur, Zeitzeug*inneninterviews und Archivalien aus dem Stadtarchiv. Das politisch aufgeladene Fraternisierungsverbot für die deutsche Bevölkerung spielte hier ebenso eine Rolle wie der immer noch in den Köpfen der Deutschen verankerte Rassismus. Öffentliche Hänseleien jedoch mussten eher die Kinder als die Frauen ertragen, über die überwiegend hinter vorgehaltener Hand gelästert wurde. Kostedde erlangte als erster dunkelhäutiger deutscher Fußball-Nationalspieler 1974 Berühmtheit, sah sich zuvor und währenddessen jedoch vielen Anfeindungen und Beleidigungen ausgesetzt. Busch dagegen wurde aus Angst vor Anfeindungen bereits als Neugeborener von seiner Mutter in die Obhut ihrer Cousine, einer Nonne, gegeben. Wechselhaft und -voll aufgewachsen in Krankenhaus, Kinder- und Junggesellenheim brachte er es schließlich bei der Bundeswehr zum Zahntechniker-Meister. Busch engagierte sich in der Folgezeit viel in der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ und setzte sich mit seiner Herkunft väterlicherseits auseinander. Die Zeitzeugenberichte, die die maßgebliche Arbeitsgrundlage der Verfasserin sind, erlauben es ihr, ein plastisches Bild der Zeit und deren Stimmung nachzuzeichnen und die bis in die Gegenwart anhaltenden Nachwirkungen, zu verstehen.