„Feindzentrale“ Onkel Theo. 600 Kontakte in die DDR – ein Ordensbruder mit außergewöhnlichem Hobby

Dorothee Kuhn, Anne Schemann, Eva-Maria Silies

Schulen: Kardinal-von-Galen-Gymnasium; Kardinal-von-Galen-Gymnasium; Kardinal-von-Galen-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 11
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Ost-West-Geschichte(n) - Jugendliche fragen nach (1994-1995) (Detail)
Zeitraum von: 1978
Zeitraum bis: 1990
Signatur: 4 SAB 137
Umfang: 171 S.
Auszeichnungen: 2. Bundespreis
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: Koening, Theo
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Der Ordensbruder Theo Koening aus Münster-Hiltrup hatte von 1978 bis zur Wendezeit über Briefe und Pakete Kontakt zu insgesamt rund 600 – in der Mehrzahl ausreisewilligen oder aus politischen Gründen inhaftierten – DDR-Bürgern. Hintergrund dieser Kontakte war es, den Betreffenden den Rücken zu stärken und sie, wo erforderlich, durch persönlichen Einsatz in ihren Belangen zu unterstützen. Das Engagement Koenings machen die Schülerinnen zum Thema ihres Beitrags. Sie gehen dabei zunächst auf die Biographie des Ordensbruders ein und beschreiben Bedeutung, Umfang und das konkrete Zustandekommen der Kontakte über die Zeitschrift „Hilferuf von drüben“. Anhand von drei exemplarischen Fällen mit „Onkel Theo“ korrespondierender Familien schildern sie dann eindringlich den extremen staatlichen Druck, der in der DDR auf Ausreisewillige ausgeübt werden konnte. Im zweiten Drittel ihrer Arbeit beschäftigen sie sich mit den Beweg- und Hintergründen der Koeningschen Aktivitäten. Sie gehen hier auf im Vorfeld notwendige Spenden, auf die Dankbarkeit der Briefpartner(innen) aus der DDR, auf religiöse Motive und v. a. auf den politischen Konservativismus ein, der den strikten Ostpolitik-Gegner Koening zu seinem Handeln veranlaßte und der sein Engagement nicht unumstritten sein ließ. Im letzten Drittel des Beitrags zeichnen sie das Insistieren des Ordensbruders bei bundesdeutschen und DDR-Behörden sowie die Reaktion der Stasi auf seine Aktivitäten nach, bevor sie sich abschließend Gedanken über die Effektivität des von Koening als Einzelperson geleisteten Widerstands machen. Obgleich sie Zweifel an der Richtigkeit des harten politischen Weges lassen, für den Koening eintrat, schätzen die Autorinnen die Aktivitäten des 1991 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichneten Münsteraners insgesamt sehr positiv ein. In ihrem Fazit betonen sie zudem, dass der Stasi trotz bestehender Lücken im System vielfach ein erfolgreiches Arbeiten gelang. Der Beitrag basiert auf Interviews mit Koening und auf Material aus dessen Besitz. Zusätzlich befragten die Verf. einige der ostdeutschen Briefpartner(innen) und Menschen aus Koenings münsterscher Umgebung. Daneben werden Ausgaben der Zeitschrift „Hilferuf von drüben“ und publizierte Schilderungen von Übersiedlern aus Koenings Umfeld einbezogen. Im ihrem Arbeitsbericht stellen die Verf. ihre Interview-Methode vor.