Der Bau der Städtischen Bühnen Münster
Klara Wolking
Die Autorin, Tochter einer Architektin, beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit Ausschreibung und Errichtung des Neubaus der städtischen Bühnen Münster. Nachdem es in Münster nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst kein genuines Theatergebäude gab, das Ansprüchen des Publikums wie der Aufführenden an ein Theater in der Nachkriegszeit entsprach, sollte ausgehend von den Plänen des städtischen Baurats Edmund Scharf ein neues Theater gebaut werden. Dessen Pläne stießen jedoch auf Kritik; eine Architektengruppe, bestehend aus Harald Deilmann, Max Clemens von Hausen, Ortwin Rave und Werner Ruhnau legte daraufhin einen Gegenentwurf vor, der – nach Fürsprache durch die zuständigen Gutachter – schließlich realisiert wurde. Nach Ansicht der Autorin bestand der Skandal in diesem Fall nicht darin, dass mit der Architektengruppe vier relativ junge Architekten die Gelegenheit erhielten, ein für damalige Maßstäbe sehr modernes Theater zu planen und zu errichten, sondern dass Scharf der Stadt zunächst ein dem Stil nach immer noch sehr an nationalsozialistische Bauweisen erinnerndes Gebäude vorgelegt hatte. Ergänzt wird die Arbeit, die ausgehend von Zeitungsartikeln und Archivalien versucht, den Skandal nachzuzeichnen, durch einen zeitgenössisch-professionellen Blick auf das Theatergebäude seitens eines Architekten, der bei Deilmann, einem der Theater-Planer, in der Lehre zum Bauzeichner hospitierte.