Der Fall Rohrbach – Eine Leiche ohne Kopf. Vorurteile – Vorverurteilung – Verurteilung

Felix Kipke

Schulen: Gymnasium Wolbeck;
Jahrgangsstufen: 10
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte (2010-2011) (Detail)
Zeitraum von: 1957
Zeitraum bis: 1961
Signatur: 4 SAB 881
Umfang: 34 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: Rohrbach, Hermann, Rohrbach, Maria
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Der Mordfall Hermann Rohrbachs weist mehrere Skandale bzw. Skandalisierungsprozesse auf. Den Ausgang bildete dabei die Tat an sich: Der Münsteraner Maler Rohrbach wurde ermordet, zersägt und die Einzelteile im Aasee versenkt. Seine Witwe, Maria Rohrbach, verhielt sich unerwartet – aus Sicht einiger Ermittler und Prozessbeobachter nahezu skandalös – gefasst. Die im Prozess um Rohrbachs Ermordung zum Vorschein kommende Ehe zwischen Maria und Hermann erschien nach damaligen Maßstäben ebenfalls als Skandal: Der bei dem Paar lebende Sohn Norbert entsprang einer früheren – wie sich herausstellen sollte nicht die einzige – Liebschaft Maria Rohrbachs, die zum Zeitpunkt der Tat eine Affäre mit einem britischen Besatzungssoldaten unterhielt. Doch auch Hermann Rohrbach bot Zündstoff für Skandale als seine Homosexualität posthum bekannt wurde. Der gravierendere Skandal aus heutiger Perspektive liegt jedoch der Ansicht des Autors zufolge im Verhalten der Ermittlungsbehörden vor. Als diese glaubten, in Maria Rohrbach ihre Täterin gefunden zu haben, stellten sie weitere Ermittlungen in mögliche andere Richtungen ein. Auch der Gerichtsprozess stellte sich als Indizienprozess keineswegs als solide Ermittlungsarbeit dar. Zunächst wurde auf Grundlage der Gutachten Professor Walter Spechts Maria Rohrbach beschuldigt und verurteilt, ihren Mann mit Thallium, einem Rattengift, über mehrere Monate vergiftet, schließlich erschlagen, anschließend zersägt, den Kopf verbrannt und den restlichen Leichnam im Münsteraner Aasee versenkt zu haben, wo schließlich Rohrbachs Torso von Kindern gefunden worden war. Doch als 1959 auch Rohrbachs Kopf gefunden wurde, erwies sich die Indizienkette als nicht länger haltbar und darüber hinaus fehlerhaft, sodass die in erster Instanz zu lebenslanger Haft verurteilte Maria Rohrbach aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde.