„Ich habe am Lichtschalter geschlafen!“ Großwerden im Kinderheim – die Geschichte des Waisenhauses St. Mauritz in Münster

Tugba Boszkurt, Caroline Weckesser, Julia Wojcik

Schulen: Wilhelm-Hittorf-Gymnasium; Wilhelm-Hittorf-Gymnasium; Wilhelm-Hittorf-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: 9
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht
Wettbewerb: miteinander - gegeneinander? Jung und Alt in der Geschichte (2006-2007) (Detail)
Zeitraum von: 1700
Zeitraum bis: 2007
Signatur: 4 SAB 613
Umfang: 45 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: nicht erfasst
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Das erste Waisenhaus in Münster gab es bereits 1592. Da dieses jedoch nur Kinder aufnahm, die nicht aus unehelichen Verbindungen hervorgegangen waren, bestand weiterhin Bedarf für ein Waisenhaus für diese Kinder. 1842 setzte der Priester Eduard Michelis durch, dass im Münsteraner Stadtteil St. Mauritz ein Armenwaisenhaus errichtet werden sollte. An diesem Beispiel beleuchten die Autoren Geschichte und Entwicklung der Kinderheime in jüngerer Vergangenheit in Deutschland. Generell stellen sie dabei fest, dass Erziehung und Großwerden in den Kinderheimen ähnlichen Wandeln und Entwicklungen wie in Familien unterworfen waren. Dennoch gibt es – bedingt durch die besondere gruppendynamische Konstellation, Vorfälle und Ereignisse, die ihnen als lediglich für Kinderheime typisch erscheinen. Bis etwa 1970 gab es wenig Privatsphäre für die Kinder im kirchlich geführten Waisenhaus. Die sehr konservative Erziehung war zugleich geprägt von harter und systematischer Arbeit, die zugleich zur Finanzierung der Einrichtung beitragen sollte. Mit dem gesellschaftlichen Wandel zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde jedoch auch die Erziehung im Waisenhaus St. Mauritz liberaler und gestattete den dort lebenden Kindern mehr Individualität, Freiheit und Selbstständigkeit. Selbstorganisierte und -bestimmte Freizeitgestaltung wurde beispielsweise jetzt überhaupt erst denkbar. Religiosität beruht nun auf Freiwilligkeit und psychologische Unterstützung – grade bei Waisenkindern ein häufig relevantes Thema – wie zur Traumabewältigung wird erst seitdem professionell angegangen. Derzeit, dieses Bild zeichnen die Verfasserinnen, arbeiten 142 Menschen in dem Kinderheim, das von 139 Kindern und Jugendlichen bewohnt wird. Der Alltag ist – wie der anderer Kinder – geprägt von Schule und Regelmäßigkeit in der Freizeitgestaltung. Es leben nicht länger nur Waisen, sondern auch Kinder, die Probleme mit ihren Eltern haben, im Kinderheim. Projekte wie „Außenwohngruppen“, die ab einem Alter von 16 Jahren ermöglichen, eine betreute Wohnung außerhalb des Heims zu führen, sollen auf Selbstständigkeit und -organisation vorbereiten. Insgesamt bilanzieren die Verfasserinnen, dass das Verhältnis zwischen den Generationen, zwischen Betreuenden und Bewohnenden der Heime sich seit dem 19. Jahrhundert immer mehr von einem „Gegeneinander“ zu einem „Miteinander“ gewandelt hat. Die Rahmenbedingungen haben sich gebessert und nach Rückschritten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der zuletzt wieder regressive Trend zu einem kommunikativen und freiheitlichen Miteinander umgekehrt