„Je lauter die Bomben, desto lauter das Beten“. Das Kriegsende 1945 in Albachten aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen
Verena Ommer
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Wahrnehmung der späten Kriegs- und frühen Nachkriegsjahre durch Kinder aus dem Münsterland auseinander. Eingebettet in eine Darstellung der kriegsbedingten Lebensumstände und Ereignisse stellt die Verfasserin dabei besonders die Konsequenzen des Krieges für die Stadt Münster und ihren Heimatort Albachten in den Fokus ihrer Arbeit. Bombenangriffe auf Münster und Umgebung werden hier ebenso nachgezeichnet wie Selbstversorgung und „Stunde Null“ im Münsterland. Den Kern ihres Interesses bildet dabei insbesondere die Wahrnehmung und Haltung der Bevölkerung zu den Entbehrungen und Verlusten des Desasters des Zweiten Weltkriegs. Vor allem zu diesem Leitinteresse befragt sie neun Zeitzeugen (die Befragungs-Transskripte befinden sich im Anhang), denen bereits die Erinnerung an in unvergleichlichem Maße prägende Jahre unterschiedlich leicht bzw. schwer fällt. Zwei der Betroffenen prägte es beispielsweise besonders, dass der elterliche Hof, Heimat und Erwerbsgrundlage, den Bombenangriffen der Alliierten zum Opfer fiel – der Wiederaufbau jedoch als entbehrungsreiche aber erfolgreiche Zeit bewältigt wurde. Reflektiert Ommer, dass es sich jeweils nur um subjektive Wahrnehmungen und Wahrheiten handeln kann, bilanziert sie dennoch übergreifende Gemeinsamkeiten: Schulbildung etwa sei während des Kriegs kaum möglich gewesen, die Luftangriffe würden nicht nur von einer Zeitzeugin als „Hölle“ bezeichnet. Doch nicht nur die Angst, sondern auch die Instrumentalisierung für den Krieg durch das bereits in der Erziehung und Sozialisation wirkmächtige NS-Regime prägten die Kriegskinder in für sie retrospektiv selbstverständlicher Weise. Interessant erscheint auch das Verhältnis zu den Alliierten: Weniger seien sie als Befreier von den Nationalsozialisten, vielmehr als Boten des offiziellen Endes des Krieges mit Begeisterung von der Bevölkerung empfangen worden.