„Kein Bagger schiebt uns fort“. Instandbesetzung gegen Wohnraumvernichtung am Beispiel der Frauenstraße 24 in Münster

Tobias Leger

Schulen: Geschwister-Scholl-Gymnasium;
Jahrgangsstufen: nicht erfasst
Beitragsart: Textbeitrag
Vorhandene Dokumente: Beitrag, Arbeitsbericht, Tutorinnenbericht
Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte (2010-2011) (Detail)
Zeitraum von: 1971
Zeitraum bis: 2011
Signatur: 4 SAB 902
Umfang: 45 S.
Auszeichnungen: nicht erfasst
Untersuchte Orte: Frauenstraße 24
Persönlichkeiten: nicht erfasst
Institutionen: nicht erfasst
Tutoriert: Ja
Beitragszusammenfassung:

Als 1971 ein Haus an der Münsteraner Frauenstraße 24 von Immobilenmakler Hans Stürmer erworben wurde, suchte er es mit planmäßigen Zerstörungen in einen unbewohnbaren Zustand zu versetzen, um an seiner Statt lukrativere Neubauten zu errichten. Nachdem die Stadt auf öffentlichen Protest hin dagegen vorging, erhielt Stürmer dennoch 1973 die Abbruchgenehmigung, woraufhin am 3. Oktober 1973 etwa 300 Personen das Haus erstmals besetzten. Nach Stürmers Konkurs erwarb 1976 Hermann Josef Schmalt die Immobilie – ebenfalls in der Absicht sie zugunsten eines Neubaus abzureißen. Sicherte er sich dieses Vorgehen gerichtlich ab, stieß er dennoch weiterhin auf breiten, organisierten Protest, vor allem seitens der Studierenden wie leitenden Stellen der Münsteraner Universität, in dessen Folge 1977 der „Verein zur Erhaltung der Frauenstraße 24“ konstituierte. Einem Räumungsurteil kam jedoch der erneute Konkurs auch Schmalts zuvor. Mit Günter Arno Ernst ersteigerte 1978 ein dritter Eigentümer binnen kurzer Zeit das Gebäude, um es abreißen zu lassen. Eine Allianz aus Teilen des Stadtrats (SPD und FDP), Hausbewohnern, Mieterinitiative Münster und des AStA stellte sich gegen diese Pläne, konnte jedoch eine erneute Bestätigung der Räumungsklagen nicht verhindern. Doch weder ein mutmaßlicher Versuch, das Haus durch einen geöffneten Gashahn in die Luft zu sprengen, noch mit Gewalt vorgehende Bauarbeiter, konnten die Protestler aus der Frauenstraße vertreiben, bis schließlich am 25. Juni 1980 die Abrissgenehmigung für die Frauenstraße 24 auslief. 1981 schließlich erwarb die Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein-Westfalens das Jugendstilhaus, das 1985 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Nicht zuletzt Interviews aktiver Protestler machen deutlich, worin für den Autoren der eigentliche Skandal in dieser Episode Münsteraner Städtebaugeschichte liegt: Das Verhalten der städtischen politischen Stellen erscheint Interviewten wie Verfasser gleichermaßen als skandalös. Als umso lobenswerter werden jedoch der öffentliche Rückhalt durch Zeitungen, Bürger und Universität wie Studierende sowie der Ausgang der Hausbesetzung bewertet.