Die Münstersche Masematte. Eine lokale Sondersprache im Wandel der Zeit
Thorsten Ortlepp, Jennifer-Ramona Uhle
Die „Münstersche Masematte“ ist eine Sondersprache, die um 1900 von den Münsteraner Juden, Sinti und Roma in Geschäftsbeziehungen verwendet wurde. In ihrem Beitrag zeichnen die Verfassenden Entstehung und Entwicklung dieser Geheimsprache nach. In den damaligen Vierteln Pluggendorf, Klein-Muffi, Sonnenstraßenviertel und Kuhviertel – alle im Norden des Innenstadtgebiets gelegen – in denen sich die Sprache entwickelt hat, herrschte zu dieser Zeit eine schwächere Sozialstruktur vor. Kleinganoven und Händler griffen – üblicherweise – bei Unterhaltungen, bei denen sie nicht von Dritten verstanden werden wollten auf Sondersprachen zurück. Mit vielen Lehnwörtern aus dem Jiddischen blieb die konzeptionell mündliche Sprache zunächst jedoch ohne schriftliche Grundlage – weshalb der vorliegende Beitrag auch lediglich auf Schriftzeugnisse aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgreifen kann. Mit der NS-Diktatur trat die Verwendung der Masematte weit zurück aus dem öffentlichen Raum; erst nach dem Zweiten Weltkrieg zeigten sich Bestrebungen, dieses Stück Münsteraner Kulturgeschichte, dessen Begriffe wie „Leeze“ und „picheln“ immer noch in regem Gebrauch sind, mit Texten und Wörterbüchern konservieren zu wollen. Quellen für Ortlepp und Uhle waren daher vor allem Lokalzeitungsartikel zur Verwendung der Masematte, sowie ein Interview mit einem noch immer masematte-firmen Münsteraner.